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Alt 03.05.2004, 16:07
Gast
 
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Doris,

danke für die rasche Antwort, das freut mich sehr. Ich versuche gerade, den ersten Tag wieder zu arbeiten, und das geht natürlich gar nicht..Ich wohne ziemlich weit von meiner Familie entfernt und habe in der neuen Stadt auch noch keinen Freundeskreis gefunden, obwohl ich kontaktfreudig bin. Aber in den letzten Monaten drehte sich alles nur um die Krankheit, und ich war immer bei meinem Vater. Hast Du (oder irgendjmd sonst) nicht vielleicht einen Tipp, wie man lange Abende alleine in einer fremden Stadt überlebt - in Trauer? Das klingt jetzt vielleicht etwas selbstmitleidig, aber mir macht das sehr zu schaffen. Ich versuche es mit telefonieren, aber gutgemeinte Tipps von Freunden, man solle "ins Fitnessstudio" gehen, kommen mir so lächerlich vor..

Es ist für mich auch schwer zu akzeptieren, das die Reaktionen meiner Freunde so extrem unterschiedlich sind. Die, von denen ich Unterstützung erwartet hatte, sind sprachlos oder fragen z.b. "Und, wie hat dir die Beeerdigung gefallen?!" Ich weiß nicht, aber muß man den alles verstehen? Es meinen ja viele, dass es normal ist, wenn Freunde sich zurückziehen, wenn jmd. trauert. Ich kenne das von mir ganz anders, ich glaube, man sollte für die Hinterbliebene da sein und auch mal unaussprechliches aussprechen. Oder? Naja, dafür stehen einem plötzlich Menschen bei, von denen man das nie erwartet hätte.

Doris, am 13.1. ging wohl für uns beide die schwere Zeit gleichzeitig los - in dieser Nacht wurde mein Papa notoperiert und erst danach, mehr als vier Wochen nach der Krebsdiagnose, wurde uns mitgeteilt, das der Krebs aussichtslos ist. Obwohl die Ärze das schon lange wussten. Begründung: Man wollte uns die Feiertage nicht verderben. Prognose und Statistik: 1 Jahr. Warum geben Ärzte ungefragt Prognosen? Das hat mich fast wahnsinnig gemacht, ich dachte nur noch: noch einmal Ostern, keinmal Weihnachten etc!! Das ist doch die totale Hölle. Oder sind hier vielleicht irgendwem realistische Prognosen bekannt?

Werde jetzt versuchen, doch noch "zu arbeiten"...

Liebe Grüße, Esther
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