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Alt 03.05.2004, 16:49
Gast
 
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Hallo Esther,

erstmal möchte auch ich Dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen. Wie Doris schon sagte, wir können nachvollziehen, was in Dir vorgeht, weil wir es auch erlebt haben. Zu Deiner ersten Frage, ob der Schmerz weniger wird, da kann ich Dir auch nur sagen, bei mir hat er sich einfach verändert. In letzter Zeit überfällt er mich meist ziemlich plötzlich, wenn ich nicht damit rechne, sowie letzte Nacht. Aber es verändert sich, ich glaube, dass hat damit zu tun, dass man beginnt zu begreifen, was man verloren hat. Am Anfang ging es mir jedenfalls so, dass ich dachte, er wäre nur im Urlaub… Ich habe bei mir selbst ziemlich viel Verdrängung gesehen, weil ich mich dem Schmerz einfach nur stückweise stellen konnte und kann (ich hoffe Du kannst meinen Gedanken folgen). Mir hat das Schreiben hier sehr geholfen und auch Du bist hier herzlich willkommen! Ich habe gemerkt, dass ich hier das Verständnis gefunden habe, was mir bei meinen Freunden leider oft gefehlt hat und immer noch fehlt. Ich denke, mit Freunden ist das immer schwierig. Ich vermute, meine Freunde sprechen mich nicht drauf an weil sie keine Wunden aufreißen wollen und ich fange nicht an darüber zu reden weil ich Angst habe auf Schweigen oder Unverständnis zu stoßen. Es ist mir auch so gegangen, dass Leute für mich Gesprächspartner waren, von denen ich es nicht erwartet hätte, aber beste Freunde mir nur Sprachlos gegenüberstanden. Mittlerweile hab ich dafür mehr Verständnis, denn wer so etwas noch nicht erleben musste kann sich einfach auch nicht vorstellen, was in einem vorgeht.
Ich wohne übrigens auch 150 km weit weg von meiner Familie und kann ein wenig nachvollziehen, dass Du Dich in der fremden Stadt allein fühlst. Ich habe zwar auch hier einen netten Bekanntenkreis gefunden, aber meine Freunde wohnen doch an meinem früheren Wohnort und es ist nicht leicht, allein Fuß zu fassen, besonders in der Trauerphase. Die meisten meiner Freunde hier hab ich über die Arbeit kennen gelernt.
Darf ich fragen, wo Du jetzt wohnst? (Falls Dir das zu neugierig ist überlies es einfach, ok?)

Zu Deiner Frage wegen einer Prognose der Ärzte, mein Vater hat damals den Arzt gefragt und dieser hat gesagt, er kann und will keine abgeben, ich denke mal das war auch gut so, mein Vater ist eine Woche später gestorben und das war nicht vorherzusehen. Nach diesem Gespräch ging es aber steil bergab und ich hatte das Gefühl, nach diesem Gespräch hat er aufgehört zu kämpfen, weil man ihm die Hoffnung genommen hatte. Und ich glaube, eine Prognose hätte das ganze noch schlimmer gemacht.

So, ich muss noch was tun…
Ganz liebe Grüsse
Alex
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