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Alt 01.04.2011, 14:53
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Ich habe Angst-Mama ist im Endstadium

Liebe Nila,

dass Du jetzt total aufgewühlt bist, ist verständlich. Zwar begleitet Euch die Krankheit Deiner Mutter schon seit 2004 - aber man geht ja immer davon aus, alles im Griff zu haben, eine Chance zu haben und darauf, dass alles wieder gut wird. Schlimm, wenn die Dinge sich dann so schnell verändern. Das musste ich auch miterleben, als ich meinen Mann verloren habe.

Samstags haben wir noch die Grillsaison eröffnet und mein Mann hat fast normal essen können, auch noch ein Glas Wein getrunken. Selbst am darauf folgenden Sonntag hat er noch einmal mit seinem Bruder einen Schluck Wein getrunken. Montag wollte er nicht aufstehen, in der Nacht zu Dienstag hat er im Schlaf gesprochen (Lebensstationen) und Dienstagnachmittag ist er gestorben. Wir hatten Glück (sofern man das in dieser Situation sagen kann): mein Mann war Zuhause und konnte friedlich gehen.

Damit aber wieder zu Dir. Wie schnell sich der Zustand Deiner Mutter verändert / verändern kann, kann wahrscheinlich keiner absehen.

Deine Kinder sind 15 und knapp 1 1/2. Mit Deinem Sohn kannst Du sicher schon (vorsichtig) offen reden, ihm erzählen, wie es Dir dabei gerade geht. Deine Kleine ist zu jung, um den (bevorstehenden) Tod ihrer Oma verstehen zu können (ich denke da gerade so an unseren Großneffen - er ist im selben Alter, wie Deine Kleine). Wenn ich einem Kleinen was erklären würde, dann eher so, dass die Oma nun im Himmel ist und von einer Wolke herunterschaut und aufpasst.

Erstmal aber heißt es ja: abwarten was die nächsten Tage bringen. Und Ihr müßt Euch (und vielleicht auch Deine Mutter?) fragen, wie Ihr weiter vorgehen wollt/sollt. Möchte Eure Mutter nach Hause? Fühlt sie sich dort am wohlsten? Oder mag sie vielleicht nicht "vor Euren Augen leiden"? Ich finde, sofern machbar, ist nichts besser, als Zuhause gehen zu dürfen. Das setzt aber auch voraus, dass man gut vorbereitet ist.

In diesem Fall solltet Ihr mal einen Pflegedienst ansprechen. Das könnt Ihr ganz unabhängig von der Entwicklung der Situation tun - die Mitarbeiter von Pflegediensten können eine unglaublich starke Stütze für die nächsten (pflegenden/betreuenden) Angehörigen sein und Euch auch Ängste nehmen, Euch einfach beruhigen. Und in der Regel stehen sie den Angehörigen auch "rund um die Uhr" zur Verfügung, kommen im Notfall auch mal schnell vorbei. (Ich war nach dem ersten Kontaktgespräch damals total beruhigt, wusste, ich hatte professionelle Hilfe - die ich dann nie gebraucht habe, trotzdem tat das Gespräch gut).

Andererseits ist das Hospiz auch eine schöne Lösung, wenn Deine Mutter dies vorziehen würde oder Ihr Euch dort sicherer fühlen würdet. Auch im Hospiz kann man an der Seite des Kranken sein, ihn rund um die Uhr begleiten.

Konfirmation. Dass Euch gerade nach allem anderen denn feiern zumute ist, ist verständlich. Ich denke mal, konfirmiert wird Dein Sohn "trotzdem", auch wenn es gerade dann an diesem Tag besonders weh tut (egal wie sich die Situation entwickelt). Kannst Du diesen Punkt nicht auch mal mit Deinem Sohn ansprechen? Fragen, wie er das sieht? Ist doch gewissermaßen auch "sein Tag". Und vielleicht hast du ja auch die Möglichkeit (wäre evtl. sogar die allerbeste), das mit Deiner Mutter zu besprechen. Was wollte sie denn, wenn sie nicht dabei sein kann? Und vielleicht gibt sich daraus ein Weg, den Du im Augenblick nicht sehen kannst.

Ich wünsche Dir, dass Du ein bisschen zur Ruhe kommst und die Dinge gut ordnen kannst. Viel Kraft für die bevorstehenden Tage (Wochen) und alles Gute.

Viele Grüße ... Andrea
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