Liebes Mandarinchen,
es tut mir so leid, dass Du in so einer scheußlichen Situation hier um Hilfe suchst und sich dann niemand meldet! Deshalb schreibe ich Dir, obwohl ich Dir sicher auch keine große Hilfe sein kann.
Ich kann leider überhaupt nicht beurteilen, wie schlimm es Deine Oma erwischt hat und wie die Chancen sind, den Krebs zu beseitigen oder wenigstens ordentlich zurückzudrängen. Und ich finde das von einem Hausarzt auch recht unsensibel, wenn er das so mit der Holzhammer-Methode von sich gibt. Allerdings bin ich der Meinung, dass sich wirklich vor allem jeder ältere Mensch die Frage stellen muss, in welchem Verhältnis die furchtbar anstrengenden und scheußlichen Maßnahmen (große Bauch-OP, Chemo) zu der gewonnenen Lebenszeit einschließlich ihrer Lebensqualität stehen werden. Dazu bräuchte man natürlich eine Aussage von einem echten Fachmann, nicht so einem kleinen Hausarzt, der nicht einmal die Diagnose selbst gestellt hat...Sucht einen Spezialisten auf!!!
WENN es wirklich so wäre, dass man mit OP und Chemo im Alter von 73 Jahren (nur) ein Vierteljahr herausholen kann, das man dann überwiegend zerschunden im Krankenhaus verbringt,... dann hätte ICH dazu wahrscheinlich auch keine Lust. Es ist sicher hart, sehenden Auges nichts zu tun und daran zu sterben - aber wir werden alle sterben, mit oder ohne Krebs, das muss man sich einfach klarmachen. Es lässt sich nicht vermeiden, es geht nur um die Zeit bis dahin, und um die Hoffnung, dass es durch die oben genannten Maßnahmen vielleicht noch eine längere und dabei noch schöne (!) Zeit wird.
Ich denke, gerade bei älteren Leuten ist Eierstockkrebs ein schwieriges Thema: Oft schon weit fortgeschritten, Riesen-OP notwendig, altersbedingte schnellere Erschöpfung... ich weiß es auch nicht.
Meine Mutter war auch 73, als bei ihr EK diagnostiziert wurde, und ich habe hier im Forum einen thread aufgemacht, was passieren könnte, wenn sie sich nicht operieren lässt (suche unter juli66: meine Mutter will nichts machen lassen) - sie hat sich dann das Leben genommen, weil sie die Alternativen Behandlung oder Warten ohne Behandlung beide nicht wollte... Ich schreibe Dir das nicht, um Dich zu schocken, sondern um Dir mein Mitgefühl mit einer schrecklichen und schwierigen Situation auszudrücken; ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich gerade fühlst und welche Ängste und Sorgen Du hast; die hatte ich auch. Mir haben in diesem Thread viele liebe Menschen geschrieben, die auch eine Mutter in dem Alter mit dem Thema haben - lies doch da mal, vielleicht hilft Dir das auch etwas, wenn sich jetzt hier sonst keiner mehr rührt.
Es tut mir auch sehr leid, dass Deine Mutter jetzt nicht für Dich da ist und meint, Du seiest ja "schon groß". Ich bin 44 und fühle mich wie ein kleines, verlassenes Kind, wenn ich an meine Mutter denke. Vielleicht geht es Deiner Mutter auch ganz, ganz schlecht; sieh es ihr nach. Meine Rest-Familie ist über den Tod meiner Mutter sehr zusammen gerückt, obwohl ich das gar nicht so erwartet hätte. Ich denke manchmal, wenn man immer nach dem Guten an einer noch so beschissenen Situation suchen soll: das wäre so etwas "Gutes" am Tod meiner Mutter. Vielleicht schaffst Du es ja auch, Dich mit Deiner Mutter zu verbünden - vielleicht musst Du dafür sogar die Starke sein - aber das wäre dann etwas "Gutes", was in dieser Lage für Euch dabei herauskommen kann. Menschen sterben, es ist einfach so. Und es gibt Wunden, die heilen nur sehr, sehr langsam... als junger Mensch ist man es so gewohnt, dass es für alles eine schnelle Lösung gibt. Wahrscheinlich gehört es zum Reiferwerden dazu, dass man erkennt und lernt zu akzeptieren, dass man manches einfach nur aushalten muss.
Ich wünsche Dir, dass alles nicht so schlimm wird und dass Du die Kraft findest, mit dem, was kommt, klar zu kommen. Denk auch an Dich, nimm Dir Auszeiten, übernimm nicht für alles die Verantwortung! Du hast Dein eigenes Leben mit Deinem Kind, und das geht weiter.
Ganz liebe Grüße
Juli