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Alt 29.07.2011, 22:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewußt, dass ich plötzlich auf der anderen Seite stehe. Irgendwie. Anders kann ich das nicht beschreiben.

Durch den so nah erlebten Tod eines lieben Menschen ist plötzlich nichts mehr, wie es mal war. Trauer war für mich vorher auch nur: Tränen, Schmerz und Abschied nehmen, aber immer mit dem Gedanken, das wird dann irgendwann wieder besser. Der Schmerz wird vergehen, Weinen kann man auch nicht ständig und nur die schönen Erinnerungen bleiben.

Als meine Großeltern gestorben sind, wohnten wir weit weg, haben nur die Beerdigungen erlebt. Als vor 1,5 Jahren die andere Oma meiner Jungs starb, war das schmerzlich, weil wir ein gutes Verhältnis hatten. Ich habe wochenlang oft abends geweint, es tat sehr weh. Aber es wurde dann wirklich irgendwann einfacher, damit umzugehen. Und, ja es war schwierig, den Opa anzurufen und zu fragen, wie es ihm geht. Ich dachte immer, das weiß ich sowieso, dass es ihm nicht gut geht.
Dass er vielleicht auch jemandem zum Reden brauchte, darüber habe ich gar nicht so nachgedacht. Wußte eben auch nicht, was ich ihm sagen sollte.

Heute, mit meiner eigenen Erfahrung und diesen ganzen verworrenen Gefühlen, bin ich froh, mit jemandem reden zu können. Vielleicht muss man das (leider) selber erleben, um dann auch Andere besser zu verstehen und das eigene Verhalten zu ändern.

Ich möchte gerne für mich begreifen, was das alles mit mir macht, dieser ganze Weg der Sterbebegleitung, die Trauer, dieses Chaos der Gefühle.

Schön, dass es Euch hier gibt und ich meine Gedanken so aufschreiben kann.
Liebe Grüße
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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