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Alt 20.12.2011, 23:34
chaoskatze chaoskatze ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Zitat:
Da MÜSSEN wir wohl unser Leben drauf verwetten...
*hihi*
Da haste auch wieder recht... ^^


Meinung geändert... Weil ich jemand bin, der nicht vor der Realität flieht, zumindest nicht allzu lange; weil ich damals noch weit bessere Wahrscheinlichkeiten hatte und die sich verschlechtert hatten; weil ich erfahren habe, was sich dadurch alles verändert (also, nicht nur dadurch, nicht als alleinige Ursache, aber eben als Auslöser und mit Sicherheit als großer Bestandteil der Ursache); und auch, weil dich zu viel Hoffnung von der Realität fernhalten kann und dich dadurch verletzbarer macht. Das ist, als würdest du dein ganzes Leben lang darauf hoffen, dass du bestimmt irgendwann mal im Lotto gewinnst. Klar, es kann rein theoretisch klappen. Aber ich würde nicht unbedingt darauf vertrauen.

Aber ich gehöre auch zu den Leuten, die sehr früh sehr viele Erfahrungen machen musste, von daher kann ich beim besten Willen nicht sagen, ob das für andere Leute auch der richtige Weg ist. Ich habe mit 16 oder 17, als ich nicht mal ansatzweise was vom Tumor ahnte, meine erste Patientenvorsorge ausgefüllt, weil mir da schon bewusst war, wie schnell das Leben enden kann - und dass es schlimmere Dinge als den Tod gibt.

Damals hieß es noch, der Tumor wäre gutartig und ich hätte vermutlich noch um die 40 Jahre, mit ein bisschen Glück. Hatte noch keine Ahnung von MGMT oder von Wahrscheinlichkeiten, ich hab mit der Uni angefangen und war fest davon überzeugt, dass ich es trotz einiger Probleme schaffen würde, die Uni zu beenden, eine Familie zu gründen, arbeiten.. Und dann kamen ein, zwei Hinweise und irgendwann das MRT. Nach der OP die Ergebnisse vom Labor. Aber auch ganz "unfachlich", im Laufe der Zeit - eine Beziehung, die nach 3,5 Jahren zerbrach, obwohl alle von Heirat sprachen; Kleinigkeiten, die sich erst später zeigten - dass mir Fremdwörter schwer fallen, dass ich mich nicht mehr so gut konzentrieren kann, dass manche Dinge viel anstrengender (und andere Dinge viel leichter) sind als vorher. Und auch, wie viele Dinge so vielversprechend klangen und ganz schnell und leise wieder verschwanden; wie oft von Heilung gesprochen wurde und wie viele dennoch starben. Wie viele aufgegeben haben. Wie viele kämpften und genauso starben. Was sind wir Menschen schon? Was geben wir uns selbst an Bedeutung... Letztendlich sind wir nur ein kleiner Sandkorn und in 2 Generationen ist es schon eine Ausnahme, wenn sich jemand an uns erinnern kann... Weißt du, wie deine Urgroßeltern starben, wie sie so als Charaktere waren?
Letztendlich bleibt uns nur eines übrig - das Beste darauf machen, was wir machen können und andere dabei nicht darunter leiden lassen. Mein Wunsch nach Kindern (der immer noch da ist), ist schlichtweg egoistisch bzw deren Ausführung wäre egoistisch.
(Btw, kleiner Tip - wenn du mal ausprobieren willst, wie du mit Kindern klar kommst und auch mit deinen jetzigen Bedingungen, such dir doch mal nen ehrenamtlichen Job. Sind für dich ein, zwei Stunden, aber ist ja nicht so, als ob wir gerade besseres zu tun hätten, nicht? Dann weißt du auch, wie du in so einer Situation wie jetzt damit klar kommst und deine Sehnsucht danach wird spätestens nach 2 Stunden schreiender Kinder gedämpft, versprochen ;D)