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Alt 03.06.2004, 20:00
Gast
 
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Standard SMM, 0,9mm, CLIII

Hallo, Philipp!
Mein Mann hat den Befund erstaunlich gelassen aufgenommen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Gelassenheit nicht eine reine Verdrängungsstrategie ist. Er hat niemals Angst geäußert, sich nicht mit der Diagnose auseinandergesetzt, kaum informiert (nur in den Gesprächen mit einigen Ärzten nach der Diagnose) und spricht auch jetzt so gut wie nie über diese Krankheit. Wenn ich ihn danach frage oder das Thema berühre (mein Leben hat die Diagnose völlig auf den Kopf gestellt), meint er nur, dass der Tumor entfernt wurde, er sich sicher ist, dass es rechtzeitig war, dass sicher alles in Ordnung ist und dass er nicht zu viel darüber nachdenken will, weil er sonst Angst bekommen würde.
Von unserem Freundeskreis wissen nicht alle Bescheid, weil mein Mann das nicht wollte (er hat das Gefühl, von den Leuten, die von dem MM wissen, anders behandelt zu werden als vorher). Das bedeutet Theater spielen, womit ich nicht wirklich zurecht komme. Mir ist es in den ersten Monaten nach Diagnosestellung unheimlich schlecht gegangen, vielleicht gerade weil er sich nicht mit der Krankheit auseinandergesetzt hat.
Inzwischen ist aber doch einiges passiert - wir haben - größtenteils aufgrund meiner Initiative - ziemlich viel verändert. In Sachen Ernährung lege ich einen absoluten Schwerpunkt auf Gemüse und koche vor allem viel regelmäßiger als früher. Wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, haben wir irgendwie einen anderen Lebensrhytmus (das hat sich allerdings ganz langsam entwickelt). WIr haben keinerlei Terminzwang mehr, auch nicht im privaten Bereich, wo wir fast nur mehr spontan handeln - je nach Lust und Laune. Wir versuchen viel mehr Ruhe zu haben, schlafen wesentlich mehr als früher (wir haben seit einigen Monaten auch innerhalb unserer Wohnung einen anderen Schlafplatz - mein Mann hatte jahrelang riesige Schlafprobleme, nach der Diagnose haben wir unsere Wohnung in jede erdenkliche Richtung untersuchen lassen (nach Erdstrahlung, Wasseradern, Elektrosmog, Magnetfelder, diverse Störzonen......). Das Ergebnis war sehr eindeutig, mein Mann ist genau im Kreuzungspunkt zweier Strahlungszonen gelegen. Schon in der ersten Nacht an einem anderen Platz in der Wohnung (liegt zwar super ungünstig, ist aber angeblich der einzige wirklich gute Platz) war der Unterschied einfach überzeugend! Nach beinahe 6 Jahren massiver Ein- und vor allem Durchschlafprobleme auf einmal stundenlanger Schlaf und richtiges Ausgeschlafensein in der Früh!
Ja, und zuletzt dann im Februar ein Jobwechsel - den hat mein Mann endlich nach jahrelangem, sehr intensivem Stress an seinem Arbeitsplatz selbt initiiert. Er hat nach einer Arbeit gesucht, die keinen Stress mehr beinhaltet und hat es tatsächlich gefunden. DIes hat zwar finanziell einen gewaltigen Rückschritt bedeutet und auch den Wechsel aus einer leitenden Bürotätigkeit in einen handwerklichen Bereich, aber er kommt jetzt mental sehr entspannt und ausgeglichen nach Hause und wirkt sehr zufrieden.

Die Nachsorge sieht so aus: alle 6 Monate Blutbefund, Thoraxröntgen, Sonographie, Hautuntersuchung.

Zur Wächterlymphknotenbiopsie: du hast recht, sie ist eine rein diagnostische Maßnahme. Außerdem, selbst bei einer Wächterlymphknotenbiopsie ohne Befund kann eine hämatogene Streuung nicht ausgeschlossen werden, also wirkliche Gewissheit hat man ja wieder nicht!
Ich denke sehr oft darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre, sie machen zu lassen (auf eigenen Wunsch). Andererseits - wenn sie positiv ausgefallen wäre, wäre es jetzt wahrscheinlich für meinen Mann nicht möglich, so positiv eingestellt zu sein. Und gerade das ist vielleicht wichtig. Was nützt die sichere Diagnose, wenn es therapeutisch kaum Möglichkeiten gibt? Unter Umständen werden Angst und Panik derart geschürt, dass dies einer Heilung völlig im Weg steht. Wie gesagt, dass sind alles Gedanken, die ich mir so zusammenspinne. So wissen wir jetzt nicht, ob der Tumor gestreut hat, können dies aber hoffen und versuchen, möglichst positiv zu denken. Und ich denke immer wieder daran, dass ein MM mit 0,9mm immer noch gerade zu den dünnen Melanomen gehört und damit eine sehr gute Chance besteht, dass nichts mehr nachkommt.

Wie geht es dir denn psychisch? Was haben dir die Ärzte gesagt bezüglich einer Prognose?

Ich wünsche dir alles Gute für deine Entscheidung und vor allem im Umgehen-Lernen mit der Krankheit (die ja unter Umständen gar nicht mehr existiert - das hat man meinem Mann so gesagt).
Liebe Grüße, Michi
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