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Alt 20.04.2012, 08:57
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wir werden uns wiedersehen...

Nun gibt es schon zwei liebe Nachteulen, die nicht in ihr Nest finden;-)))

Guten Morgen liebe Sylvie und liebe Jessy,

bei der Mädels-WG bin ich natürlich dabei!!! Das ist schon immer so eine Schnapsidee von mir gewesen;-) Vor vielen Jahren haben Anne und ich immer gesagt, dass wir eine "Oma-WG" eröffnen, sollten wir dann noch immer nicht verheiratet sein. Nun, Anne ist inzwischen verheiratet, ich werde wohl mit der Omi-WG Vorlieb nehmen müssen;-) Aber wenn ihr dabei seid, sind's ja nicht nur Omis:-)))) Dann dürft ihr mich pflegen (ich glaub', ich bin hier mit die Älteste, oder?! Aber mal im Ernst, wenn Frauen es schaffen, untereinander so miteinander umzugehen, wie wir es hier tun, dann kann so eine WG einfach nur ein voller Erfolg sein! Und wahrscheinlich auch herrlich entspannend und zwangfrei... Niemand muss sich verstellen und sich Mühe geben, besonders schön, attraktiv, umwerfend etc. zu sein... Ein Traum!!! Diese Option können wir uns ja offen halten, obwohl die Männer da bestimmt nicht einverstanden sein werden. Oder die gründen eine parallele Männer-WG!

Die Andacht der Palliativ-Station war toll! Wir wurden herzlich empfangen und erst gab es Kaffee und Tee. Wir saßen an Tischen zu sechst. An unserem Tisch saß Schwester Martina, eine Dame vom Hospiz und eine, deren Mann zwei Tage nach Papa an Leberkrebs verstarb... Die Diagnose kam Mitte Januar, d.h. die beiden hatten nur noch einen Monat!!! Und sie haben 4 Tage vor dem Tod des Mannes auf der Palliativstation bzw. in der Jona-Kapelle geheiratet nach 15 Jahren "wilder Ehe". Ist das nicht schön? Ich meine, dass sie sich diesen Wunsch dann doch noch erfüllen konnten...
Dann ging es in die Kapelle, wo die Kunsttherapeutin uns die Andacht gehalten hat. Jeder hat eine Kerze für seinen Verstorbenen angezündet und ich habe in die Lichter gestarrt. Thema: Zuhören, reden, schweigen. Es wurde auch geweint während der Andacht. Wir sollten die Namen unserer Lieben "klingen" lassen und während alle sagten "mein Vater / Mann / Sohn / Mutter... hieß XY" musste ich unwillkürlich sagen "Mein Vater heißt Hans-Jürgen". Auch wenn er nicht mehr hier bei uns ist, hat er doch seinen Namen nicht verloren, oder?
Ein Herr mit Gitarre hat uns Reinhard-May-Lieder gesungen, das war sehr stimmungsvoll. Eine sehr schöne Veranstaltung und dann haben wir einen Segen mit auf den Weg bekommen. Und irgendwie haben sich fast alle mit Umarmung verabschiedet, obwohl wir uns doch gar nicht kannten.
Ich habe noch eine Trauergruppe bzw. die Teilnahme an einem Trauerseminar für Mama und mich im Herbst organisiert. Und ich wurde angesprochen, ob es okay wäre, am 5. Mai (da gibt es bei uns so einen "Palliativ-Netzwerk-Tag") Papas Geschichte in einem Workshop zu bearbeiten. Und ob man dort meine Mail an die Palliativstation vorlesen könnte. Oh, ich bin ein wenig zusammengezuckt, aber ich dachte mir, das sei der rote Faden. Papa und Mama standen für den Webclip zur Verfügung, nun soll Papa als Beispielpatient mit seiner Krankengeschichte vorgestellt werden. Das ist okay! Was mir sehr geschmeichelt hat: die Frau vom Hospiz fragte mich, ob ich interessiert sei, an einer Ausbildung zur Hospizhelferin. Noch sei es zu früh, aber ich solle es mir mal überlegen. Das hat mich gefreut! Es wird zwar noch einige Zeit dauern, da ich erst einmal weiter in meiner eigenen Trauer sein muss, doch ich bin wohl auf einem guten Weg.
Irgendwie hat dann doch alles seinen Sinn, auch der Tod und die Trauer. Wir, die zurück bleiben, sind dankbar für die Zeit, die wir mit den Verstorbenen hatten und dankbar, dass wir noch eine Weile hier bleiben dürfen. Wir betrachten die Welt und das Leben aus einer anderen Perspektive. Vieles stellen wir in Frage, von etlichen Dingen, Gewohnheiten und auch Menschen trennen wir uns womöglich und erkennen den Wert und die Bedeutung von Beziehungen, Familie, von einem Lächeln, einem Händedruck... Auch die Natur und die Jahreszeiten bekommen vielleicht eine andere Bedeutung. Und während sich viele Türen schließen, gehen andere Türen auf und eröffnen neue Horizonte. Wir müssen nur eintreten. Ich glaube, Alice schrieb mir, dass wir Menschen nur von dort abholen können, wo sie sind... Wie wahr! Und einige brauchen eben länger...

Das Treffen:
Ihr lieben, ich habe eifrig gesammelt und mittlerweile wohl alle geographischen Punkte beieinander. Es gibt eine Truppe (zu der auch ich mich zähle), die im Norden angesiedelt ist: Schleswig-Holstein und Großraum Hamburg. Hier wird es kein Problem geben, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Ich hätte auch schon zahlreiche Ideen für Orte, an denen wir uns treffen könnten.
Dann gibt es unsere geographischen Ausreisser;-) Die sitzen im ostlichsten Brandenburg (richtig?) und im Süden oder in der Mitte Deutschlands. Für diejenigen ist es natürlich ganz schön weit, wenn sie in den hohen Norden kommen sollen.
Wir haben die Möglichkeit, uns in der Mitte zu treffen. Was wäre die Mitte? Gibt es da Vorschläge von euch?
Da wir ja fast alle berufstätig sind oder Familie und Angehörige zu versorgen haben, schwebt mir persönlich ein Wochenendtreffen vor. Ich weiß nicht, wie es organisatorisch für euch zu bewältigen wäre, ob euer Mann / Partner einspringen kann. Ich fände es schön, wenn wir uns alle an einem Samstag Nachmittag treffen könnten, abends gemeinsam essen gehen und dann die Nacht zum Tag machen für Austausch, Gespräche und erstaunte "Oh,das bist du? Dich hatte ich mir ganz anders vorgestellt!!!" Man könnte sich ein kleines, beschauliches Hotel (das natürlich nicht so teuer sein soll) aussuchen und vorreservieren für 1 Übernachtung. Dann könnten wir den Samstag so gestalten, wie es gewünscht wird und eben alle miteinander schön essen gehen und uns wohl fühlen. Am Sonntag dann gemeinsam frühstücken und dann ginge es wieder heim in die Familien. Was haltet ihr davon?
Und habt ihr Vorschläge für ein Ziel? Mitte wäre wohl am fairsten, oder? Was ist die Mitte? Gibt es eine Stadt oder ein Städtchen, das euch entgegen kommt oder das ihr immer schon mal besuchen wolltet?
Schwierig wird es natürlich für alle von uns, die derzeit ihre Liebsten begleiten und umsorgen. Ihr könnt zeitlich nicht planen, das ist klar! Deshalb ist es verständlich, wenn eine Wochenendreise vielleicht auch nicht in Frage kommt.

Ansonsten hätte ich noch den Vorschlag: die Nordlichter trennen ja höchstens ca. 80 km. Wir könnten uns auch gern mal vorab treffen an einem Nachmittag / Abend (auch Wochenende). Entweder in der Metropole Hamburg (kennt ihr das Literaturhauscafé an der Alster? Das finde ich soooooo schön!) oder aber auch in der "Provinz". Ich bin da zu allen Schandtaten bereit!

Ich habe gestern gespürt, wie sehr gemeinsame Schicksale und Lebenssituationen verbinden und ich bin deshalb ja der festen Überzeugung, dass unser geplantes Treffen nur ein Erfolg werden kann!!!

Ich wünsche euch allen einen schönen, sonnigen Frühlingstag
Gaaaaaaaaaaaaanz liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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