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Alt 25.04.2012, 20:40
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Thalamea Thalamea ist offline
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Standard AW: Ein Leben ohne meine Mama

Liebe Carlotta,

unsere Wege sind sich so ähnlich, dass ich schlucken musste und erst mal wieder mein Päckchen geheult habe. Auch ich habe nach ED sehr lange nur mitgelesen bevor ich es gewagt habe zu schreiben. Und auch jetzt, 2,5 Monate nach dem Tod meiner Mutter, habe ich es vor einigen Tagen zum ersten Mal geschafft, überhaupt wieder hier zu lesen. Meinen eigenen Thread habe ich bisher noch nicht eröffnen können.

Wenn ich deine Worte lese, meine ich immer, ich hätte sie geschrieben. Ich kann das alles zu 100 % nachvollziehen. Die Sachen meiner Mutter wegräumen? Undenkbar. Im Gegenteil - ich habe selbst noch 4 Wochen nach ihrem Tod die letzten Kleidungsstücke aus dem Krankenhaus gewaschen, fein gebügelt, gefaltet und zurück in ihren Kleiderschrank gelegt - für den Fall, dass sie zurückkommt und ihre Sachen dann ordentlich vorfindet...
Nach der Beerdigung bin ich 6 Wochen nicht ans Grab gegangen - ich habe mich so geschämt, aber es ging nicht.
Mittlerweile geht es mir noch schlechter als vor ein paar Wochen. Genau wie du funktioniere ich im Alltag (für meine beiden 4 und 6 Jahre alten Kinder) - sobald ich alleine bin, breche ich zusammen und bin nur am heulen. Im Auto, im Badezimmer... Ich habe das Gefühl, durchzudrehen.

Und ich dachte bisher immer, nur mir geht es so. Ich bin froh, hierher zurückgekommen zu sein - denn so schlimm der Anlass auch ist, hier fühle ich mich verstanden, weil es anderen auch so geht. Es hilft ein wenig.

Ich fühle mit dir. Und vielleicht schaffe ich es ja in den nächsten Tagen, einen eigenen Thread zu eröffnen und von meiner geliebten Mama zu schreiben.

Liebe Grüße,
Martina

PS: noch was vergessen. Du hast geschrieben, niemand hätte dir näher gestanden als deine Mutter. Noch eine Gemeinsamkeit. Trotz Ehemann bin ich in jeder Situation IMMER als erstes zu meiner Mutter gelaufen um Neuigkeiten loszuwerden - nicht zu meinem Mann. Das ist das, was mir am meisten fehlt. Ich war mit meinem Vater und meinen Kindern über Ostern im Urlaub, damit das erste Ostern ohne Mutter nicht so schwer fällt, und ich konnte noch nicht mal Fotos machen. Wem sollte ich sie denn Zuhause zeigen? Es ist so grausam... Ich versteh das alles nicht... Mein Posting hier ist sicher keine große Hilfe für dich - da ich selber nur jammern kann. Aber es zeigt dir, dass du nicht alleine bist mit deinem Kummer. Ich bin schon 45 - aber fühle mich trotzdem noch zu jung, um ohne Mutter "aufzuwachsen" bzw. weiterzuleben...
__________________
Meine liebe Mama:

ED: April 2011, Adeno-CA (pT4 G3 pN0 L0 V0 R0)
Für immer von uns gegangen am 11. Februar 2012


Ich sehe so oft in den Himmel, such in Wolken dein Gesicht.
Vielleicht ist Abschied eine Reise, die ein Wiedersehn verspricht.
Ich höre so oft deine Stimme, auch wenn ich weiß, Du bist es nicht.
Vielleicht ist Liebe wie ein Sternbild, das mir sagt: ich führe Dich.
Vergiss mich nicht.
(Der Graf)

Geändert von Thalamea (25.04.2012 um 20:54 Uhr)
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