[mai-regen]

Liebe Grit,
ich lese von Anfang an bei euch mit,und du hattest mir auch so lieb geschrieben,als ich Anfang Mai meine Mum verloren hab.Und jetzt hab ich das Bedürfnis,dir ein paar Zeilen dazulassen.
Obwohl ihr ja,zumindest kopfmässig wusstet,das es nur wenig bis keine Hoffnung gibt,wirft es einen nochmal aus der Bahn,wenn man hören muss," So,jetzt gibt es keine Therapie mehr,alles vorbei!" Es tut mir so leid,dass ihr das jetzt hören musstet.Und ich finde es bewundernswert,dass du den Mut hast,dass ihr alle den Mut habt,zu sagen,"Dann gehen wir nachhause,wir gehen gemeinsam weiter,wohin auch immer."
Seit ich die Überschrift deines Threads gelesen hab,habe ich ein Bild vor Augen,eine Filmsequenz,aber die trifft es so genau und so hab ich es damals auch empfunden,bei meiner Mum...Kennst du den Film "Titanic",den mit Kate Winslet und Leonaro de Caprio?
Als das Schiff kurz vorm Sinken ist,rennen die beiden das sich aufrecht hinstellende Schiff hoch,rennen und klettern,rutschen aus,stehen auf,rennen weiter,bis sie am Heck ankommen.Das ist der Kampf ,wie gegen den Krebs...Dann der Moment,wo das Schiff senkrecht steht,eine Pause,die beiden klettern über die Reling,verharren dort.
Dann beginnt das Schiff zu sinken,immer schneller.Und in dem Moment verharrt man ruhig,das Kämpfen ist vorbei,man kann nur warten.Kurz bevor man unter die Wasseroberfläche sinkt,hält man sich ganz fest,atmet tief ein....und dann taucht man ein,nur noch Chaos,brodelndes Wasser,es reisst einen nach unten,fast will man sich dem ergeben,will aufgeben ( als Angehöriger)....und dann kommt der Moment,wo man loslassen muss und zurückschwimmen,an die Oberfläche,ins Leben zurück....
Alle Kraft,allen Mut der Welt,inneren Frieden......ich denke oft an euch!
Sylvia