AW: Lymphdrüsenkrebs - jetzt Altersheim - Behandlung dort
Hallo Silbersand,
ich finde es auch schlimm, wie mit deinem Stiefvater umgegangen wird. Das ist einfach nur fürchterlich.
Um wirklich zu helfen, wäre es hilfreich Genaueres wissen. So wie du es schreibst, ist es möglich, dass dein Stiefvater entweder ein recht schnell wachsendes (hochmalignes) Lymphom hat oder das Lymphom sich auch im Gehirn ausgebreitet hat (ist relativ selten, gibt es aber).
Was ich an deiner Stelle machen würde ist folgendes: Informiere dich über die genaue Art der Erkrankung. Wenn absehbar ist, dass die Erkrankung schnell fortschreitet, dann setze dich mit einem Hospizdienst in deiner Nähe in Verbindung und bitte um Hilfe. Sie machen z.B. kostenlose Besuche und beraten neben den Betroffenen auch die Angehörigen. Dies kannst du auch machen, wenn du keine genauen Infos über die Krankheit bekommen kannst.
Dann musst du mit deiner Mutter sprechen. Ich verstehe nicht, wie sie sich einerseits über die Pfleger im Heim aufregt, andererseits deinen Stiefvater entmündigen lassen will (auf neudeutsch heißt das natürlich nicht mehr so - er bekommt dann einen "Betreuer"), um ihn am Bett anbinden zu lassen. Dies geht nur mit Zustimmung des gerichtlich bestimmten Betreuers. Warum soll er überhaupt im Bett liegen bleiben? Wenn er einigermaßen wieder auf die Beine kommen will, dann braucht er Bewegung, sonst bauen die Muskeln ab und innerhalb von kurzer Zeit ist er dann echt zu schwach zum Gehen.
Du empfindest es völlig richtig, dass ein Mensch das Recht hat, über seine Situation aufgeklärtzu werden. Schließlich hat er sonst nicht die Chance Abschied zu nehmen und seine Angelegenheiten zu ordnen. Bitte deine Mutter, dieses Lügen zu unterlassen. Wahrscheinlich kommt sie selber nicht so ganz mit der Situation zurecht und beruhigt sich unbewusst mit diesen Geschichten selber.
Im Heim ist es oft sehr hilfreich, wenn man als Angehöriger oft da ist und sich kümmert. Sprich die Dekubitusprophylaxe offen an. Wenn dein Stiefvater bettlägerig ist, dann sollte er regelmäßig gedreht werden (wenn er es nicht von allein tut). Hilfreich ist auch eine Dekubitusmatratze. Da gibts verschiedene Ausführungen. Einige haben verschiedene Luftkammern und blasen diese automatisch auf oder lassen etwas Luft ab und vibrieren außerdem, so dass die Haut entlastet wird und der Druck nicht nur auf einer Stelle lastet. Grundsätzlich wird das Heimpersonal meist sehr viel aufmerksamer und weniger nachlässig, wenn sie merken, dass die Angehörigen sich kümmern und sich notfalls bei der Heimleitung etc. beschweren. In schweren Fällen kann man damit drohen, die Heimaufsicht (Landratsamt) zu informieren.
Deine Gedanken hinsichtlich EXIT Schweiz etc. kann ich verstehen, ich persönlich halte aber nichts davon. Ich glaube, dass ein menschenwürdiges Ende für jeden möglich sein kann, wir in Dtl. haben hier alle Möglichkeiten dafür. Ich glaube auch, dass dein Stiefvater so nicht leben will. Die Lösung liegt für mich aber nicht darin, dass Leben zu beenden, sondern die Umstände seines Lebens so zu verändern, dass es für ihn lebenswert wird.
Wie gesagt, ich halte den Hospizdienst für eine kompetende Anlaufstelle. Am besten wäre es, wenn er nicht mehr in dem Altersheim, sondern in einem Hospiz seine letzten Tage verbringen könnte. Dort wird er sehr persönlich betreut, man bekommt bei Schmerzen Medikamente, aber so gut dosiert, dass man nicht immer nur schläft und man wird als Mensch wahrgenommen.
Du brauchst jetzt viel Kraft. Aber du kannst es schaffen! Ergreife die Initiative und sei stark, wenn du ihm helfen willst.
Liebe Grüße
Mirijam
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