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Alt 15.08.2012, 23:06
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JessyHH JessyHH ist offline
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Registriert seit: 10.01.2012
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Standard AW: Papa hat schlecht differenziertes Adeno-Ca der Lunge mit Fernmetastasen :((

Hallo ihr lieben....
der Tag war verdammt hart aber mein Papa ist noch bei uns.....
Heute kamen noch einmal sämtliche Leute die er noch einmal sehen wollte. Hier war also die den ganzen Tag "full House".... Ich befürchte dass es zu viel war für Papa, auch wenn wir nur jeden einzelnd für nicht mehr wie 5min zu ihm gelassen haben. Er ist heut garnicht mehr wirklich hier bei uns.... redet eigentlich nur noch wirres Zeug aber wir stimmen ihm brav bei allem zu um ihn nicht weiter zu beunruhigen. Er spricht ständig davon dass er doch irgendwas machen wollte, es ihm jetzt aber nicht mehr einfällt...
Wie gerne wüsste ich was er meint um ihn dieses Bedürfnis noch zu erfüllen...
Er war heut insgesamt vielleicht eine Stunde wach und hat auch weder gegessen noch getrunken.... Die Palliativlotsin meinte aber auch wir sollen ihm nichts aufdrängen. Wichtig wäre jetzt nur noch die Mundpflege für sein Wohlbefinden. Dafür hat sie uns gestern schon kleine Schwämmchen am Stiel mitgebracht. Das klappt ganz gut.
Vorhin als alle weg waren sagte Papa dann nur zu Mama:"wer kommt denn jetzt?" also Mama ihm dann gesagt hat dass nun für heute mal genug Besuch da war meinte er nur "na dann kann ich ja jetzt in Ruhe verrecken"! Das war so furchtbar.....
Als ich heute Nachmittag mit bei ihm im Bett lag überkam es mich dann auch mal und mir liefen die Tränen.... ausgerechnet in dem Moment machte er die Augen auf und guckte mich lächelnd an, strich mir über die Wange mit einem fragenden Blick und meinte nur "häh?"..... Ich habe dann einfach gelächelt und ihm gesagt dass ich mich nur so freue dass ich auch mal in seinem tollen Bett liegen darf.... Da hat er dann zufrieden gegrinst und ist sofort wieder eingeschlafen...
Es ist manchmal so schwer stark zu sein.... Mitlerweile fange ich irgendwie immer wenn ich merke dass ich gleich das heulen anfange an zu lachen.... Krank oder!?
Aber Papa ist dann immer ganz glücklich und meint auch immer "es ist alles bestens"....
Das viele Morphin lässt ihn zwar nicht mehr wirklich bei uns sein aber wenigstens ist er die meiste Zeit zufrieden. Zwischendurch wird er aber auch mal richtig garstig und beschipft uns wie ein Rohrspatz... Ich sage mir dann immer "das ist nicht Papa...".
Mitlerweile bekommt er bereits alle 3Std 20mg Morphin und selbst der Palliativarzt war verdutzt wie "gut" sein Körper dass noch wegsteckt. Er meint dass Herz ist einfach noch zu stark. Trotz alledem hat er uns nochmal gesagt dass es jetzt echt kritisch ist und wir jetzt jederzeit damit rechnen müssen dass sein Zug bei uns hält.
Nun liege ich hier im Wohnzimmer auf der Couch mit einem Babyphone (Mama liegt aber neben ihm) und schrecke bei jedem Geräusch hoch.
Mama und och wollen uns nun diese Nacht mit dem Schlafen abwechseln damit jeder von uns zwischendurch mal etwas Kraft tanken kann.
Auf der einen Seite hoffe ich für ihn wirklich soooo sehr dass sein Zug bald kommt, aber auf der anderen Seite habe ich auch so große Angst
Als der Palliativarzt es vorhin das erste mal richtig aussprach und sagte "Ihr Vater liegt nun im sterben" da war ich (obwohl ich es ja weiss) völlig geschockt und wütend wie er sowas sagen kann.... Natürlich kann er das sagen, er hat ja kein Unrecht damit aber irgendwie tat es weh und vor allem klang es so "wirklich" und "endgültig". Es wird mir langsam immer bewusster und ich mag garnicht einschlafen, obwohl ich weiss dass Mama mich sofort wecken würde wenn etwas ist oder sie Hilfe brauch. Ich habe einfach Angst nicht an seinem Bett zu sitzen wenn er einschläft, so wie ich es ihm versprochen habe....

Traurige Grüße....
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Mein Papsi....
13 Monate tapfer gekämpft und nun doch friedlich in unseren Armen für immer eingeschlafen

*15.04.1958 - +17.08.2012

Wir werden uns wieder sehen...... irgendwann


Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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