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Alt 03.10.2012, 17:17
Schmidti Schmidti ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Heute möchte ich mich auch einmal hier melden. Ich lese schon länger hier im Krebskompass mit. Lange als Angehöriger. Seit dem 06.09.12 gehöre ich aber leider hier in das Hinterbliebenenforum.
An diesem Tag ist meine Mutter auf einer Pallistivstation ihrem Krebsleiden erlegen. Sie hat bis zum Schluss gekämpft und wollte nicht gehen. Ich habe sie dann in den Arm genommen und ihr gesagt sie solle doch bitte aufhören sich so zu quälen. Ich bilde mir ein, daß sie dann kurz genickt hat. Eine viertel Stunde später ist sie dann eingeschlafen.
Ich weiß aber leider nicht, was sie in den letzten Stunden überhaupt noch mitbekommen hat. Ich hoffe nicht viel.
2 Tage vorher hatte sie noch gesagt, für die Palliativstation wäre es doch viel zu früh. Das würde bei ihr schon wieder obwohl sie zu dem Zeitpunkt nur noch im Bett lag, nichts mehr essen konnte und sich nicht einmal mehr selbst umdrehen konnte. Ob sie das wirklich glaubte? Heute denke ich manchmal, daß sie schwer enttäuscht war als sie dann im Krankenhaus realisiert hat, daß sie keine Chance mehr hat. Und in ganz schlechten Stunden hoffe ich nur, dass sie nicht geglaubt hat, ich hätte sie weggeschickt weil es mir zuviel wurde. Das war nämlich ihre größte Sorge. Meine Mutter hatte seit 2002 Brustkrebs.
Aber bis Juli 2010 haben wir das als Familie gut gemeinsam getragen. Sie hat auch nach der ersten Behandlung jahrelang normal gelebt. Im Juli 2010 ist dann mein Vater plötzlich und unerwartet an einer Gehirnblutung gestorben. Danach sind meine Mutter und ich dann sehr nah zusammengerückt.
Bei einer Kontrolluntersuchung im September 2011 wurde dann ein neuer Tumor im Rücken festgestellt. Sie hat dann vom September bis Dezember eine Chemo bekommen die leider garnichts mehr gebracht hat. Der Tumor wuchs einfach weiter. Kurze Rede langer Sinn. Für noch eine Chemo war sie zu schwach und sie hat sich auch nie wieder richtig erholt. Es ging immer weiter bergab. Das letzte halbe Jahr hat sie dann auch bei mir gewohnt weil sie sich nicht mehr selbst versorgen konnte. Und obwohl das letzte Jahr natürlich sehr anstrengend war fehlt sie mir jetzt unendlich. Ihr "da bist du ja wieder" wenn ich nach Hause kam und das einfach noch mit ihr Reden können. Ist hier jetzt ziemlich ruhig. Und in 3 Wochen ziehe ich auch noch in eine neue Wohnung. Schon geplant bevor sie wieder Krebs hatte. Sie hatte sich auch so auf die neue Wohnung gefreut und ich hatte gehofft, sie würde sie noch sehen.
Jetzt fehlt mir im Moment der Elan zum umziehen. Man merkt es, statt zu packen sitze ich hier und schreibe.
Auf der anderen Seite freue ich mich doch auf die neue Wohnung. Vielleicht ist ein Tapetenwechsel auch ganz gut!?
Gleichzeitig muss ich jetzt auch noch die Wohnung meiner Eltern auflösen. Ist halt alles etwas viel im Moment.
So jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich wollte. Aber irgendwie musste ich das alles mal loswerden bei Menschen die ähnliches erlebt haben.
Danke fürs "zuhören"! Hat gut getan.
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