Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 05.02.2013, 19:26
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: In jeder Sekunde fehlt sie mir...

Liebe Eileen,

es tut mir so schrecklich leid, dass du deine Mutter viel, viel zu früh verloren hast. Ich bin selbst Mutter, habe ein 15jährige Tochter, die ich allein aufziehe... Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt für dich und wie es für deine Mama war, als sie gehen musste...

Ich kann mich den anderen hier nur anschließen. Tine, Flower, San und Bellarina. Ich bin mehr als doppelt so alt wie du und es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen, als mein Vater die Diagnose Krebs erhielt. Er starb vor fast genau einem Jahr. Die Zeit danach war sehr schwer für mich, noch schwerer für meine Mutter. Anfangs erschien mir alles so sinnlos und ich war nur müde. Wie du hatte ich alle Formalitäten zu erledigen und ich war beinahe froh, etwas zu tun zu haben. Doch irgendwann war alles abgearbeitet und am schlimmsten waren meine Abende. Tagsüber arbeite ich ja und war somit abgelenkt, doch abends, wenn ich zur Ruhe kam, dann kam die Trauer. Wie die Flut hat sich mich gepackt und mit sich fortgespült. Ich dachte, ich würde in den tosenden Wellen ertrinken und niemals wieder auftauchen. Aber sie hat mich immer wieder an Land gespült. Ich habe mich, so seltsam sich das anhört, irgendwann an die Trauer gewöhnt und sie geradezu eingeladen, sich zu mir zu setzen. Ich dachte, wenn sie doch eh kommt, dann können wir uns auch gegenseitig ins Gesicht schauen.
Hmmm, das nimmt ein wenig von der Angst und auch von der Willkür, wenn man sich die Trauer wie eine Person vorstellen kann. Und Tine hat recht, die Trauer wird milder mit der Zeit. Sie verschwindet nicht, sie wird uns immer begleiten, doch mit der Zeit lernen wir auch, wieder zu lachen, einen Weg zurück ins Leben zu finden und weiter zu machen. Ohne unsere Lieben zu vergessen! Ich finde es so schön, was du über deine Mama schreibst, wie du sie beschreibst. Ich sehe da vor mir eine tolle und starke Frau, die eine wunderbare Beziehung zu ihrer Tochter aufgebaut hat. Du hast ihr alles bedeutet und du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, liebe Eileen. Du konntest nicht ahnen und nicht wissen, dass euch so wenig Zeit verbleibt. Deine Mama wird es dir nicht übel genommen haben, dass du öfter auch mal keine Zeit für sie hattest, dass in dem Moment andere Dinge wichtiger waren. Denn du warst da, als sie dich am meisten gebraucht hat und allein das zählt. Ich bin mir sicher, dass deine Mama in dir weiterleben wird, denn sie hat dir so viel Liebe geschenkt, dass dein Liebestank gut aufgefüllt sein wird. Und vielleicht wirst du eines Tages in das Gesicht deines eigenen Kindes blicken und in ihm etwas von deiner Mama entdecken.

Schön, dass du hierher gefunden hast und ich bin mir sicher, dass hier sehr viele Menschen deine Gefühle verstehen und dir antworten werden.

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten