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Alt 15.04.2013, 21:48
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: unendlich Traurig

Hallo Carmen,

einerseits wird man sehr dünnhäutig und andererseits baut man stabile Mauern um sich herum. Was kein Wunder ist. Die sprichwörtliche Fliege an der Wand reizt einen zur Weißglut und schlimme Dinge, die in der Nachbarschaft passieren, berühren nicht im Geringsten.

Ich denke, das ist absolut normal in dieser Situation. Dieser Widerstreit der Gefühle. Wir haben rechnen und schreiben gelernt (und manches mehr), um für das Leben fit zu sein. Niemand hat uns jedoch beigebracht, wie man mit der Trauer um einen geliebten Menschen und dem Tod umgeht. In dieser Grenzsituation ist eben alles möglich. Damit umzugehen, müssen wir erst schmerzhaft lernen.

Auch normal ist die liebe, im eigenen Zipperlein versinkende, meist ältere Verwandtschaft. Dass dich das wütend macht ist klar. Jetzt. Früher konnte dich das höchstens nerven und du bist aufgestanden und weg vom Tisch oder hast ein anderes Thema angeschnitten. Heute kostet dich das mehr Nerven.

Mach es trotzdem wie früher und dann noch das, was Tine vorgeschlagen hat: wenn 10 mal nicht reichen, dann eben 100 mal. Mit einem Wutausbruch wirst du diese Menschen ganz sicher nicht ändern. Der Schaden für das Fest und die Zukunft wäre weitaus größer als der Nutzen. Sie werden dich höchstens verwundert anschauen und spätestens nach 10 Minuten wieder bei ihren Zipperlein sein. Sie wissen es nicht besser. Sei ihnen deswegen nicht böse und denk vor allem an deine Nichte. Sie hat ein schönes Fest verdient. Es wäre die falsche Zeit und der falsche Ort für einen Wutausbruch.

Dein Lächeln, euer Lachen auf dem Friedhof ... toll. Friedhof kommt von Frieden. Friede mit sich, den Verstorbenen (die dort in Frieden ruhen), mit dem Leben, auch wenn du daran noch viel arbeiten musst. Wer sagt denn, dass auf einem Friedhof nicht auch gelacht werden darf?


Das was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.

Lacht weiter über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
(aus einem Gedicht von Charles Pégoy)
Meine Frau hatte sich das schon zu Lebzeiten für die Danksagung ausgesucht



Liebe Grüße und eine festliche, besinnliche und vor allem schöne Feier,

Helmut



PS: Ich gehe davon aus, dass dein Mann dich sehr genau kennt und den kritischen Punkt bei dir erkennen kann (vielleicht auch aus eigener Erfahrung ). Sprich mit ihm. Er wird dich sicher unauffällig aus der Gefahrenzone lotsen können.
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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Geändert von HelmutL (15.04.2013 um 21:57 Uhr) Grund: PS
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