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Alt 13.06.2013, 12:38
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Unsere traurige Geschichte

Hallo Conny,

zuerst mein tiefstes Mitgefühl für deinen Verlust.

Zunächst mal was am Rande:
Zitat:
Zitat von Glutexa Beitrag anzeigen
Die Ärzte hatten uns allen gesagt, sie hätte eine "Hammer-Chemo" bekommen, dabei war es nur eine palliative Chemo.
Deine Mutter hat ganz sicher eine "Hammer-Chemo" bekommen. Wenn die Ärzte sich so ausdrückten, dann meinten sie das auch. Daß eine Chemo rein palliativ eingesetzt wird, hat nichts mit der Stärke des Geschützes zu tun, sondern mit dem eventuell zu erwartenden Nutzen in Bezug auf die Qualität der verbleibenden Lebenszeit. Zudem bezieht sich der Begriff "Hammer-Chemo" keineswegs auf auf das Medikament selbst, sondern auf die eventuell zu erwartenden Nebenwirkungen desselben und sein Einsatz hängt von vielen Faktoren ab. Bei der Palliativbehandlung ist es (im Gegensatz zur kurativen, heilenden, Behandlung) immer ein Abwägen zwischen maximal möglichem Nutzen bezüglich der Lebensdauer und maximal zu erwartender Lebensqualität. Eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht. Die letzte Entscheidung sollte/muss immer der/die Patient/in haben. OK, das war was technisches.

Zitat:
Zitat von Glutexa Beitrag anzeigen
Ich komm seitdem nicht mehr wirklich klar, hadere jeden Tag und jede Sekunde selbst mit mir weil ich sie so liebte und sie trotzdem frei gab
In der Trauer vermischen sich viele Gefühle. Auch Angst, Wut, Verzweiflung und Selbstmitleid gehören untrennbar dazu. Ist Selbstmitleid im normalen Lebens nicht gern gesehen, so ist in einer Grenzsituation wie der Trauer dieses Gefühl durchaus ein starker Teil des Gefühlschaoses und vollkommen normal. Kein Wunder: du hast einen oder sogar den wichtigsten Bestandteil deines Lebens verloren. Eine schlimme Erfahrung.

Das ist ein Aspekt deines Satzes. Auf der anderen Seite: wenn nicht zu diesem Zeitpunkt loslassen, wann dann? Was wäre die Alternative? Sollte oder könnte man einem Sterbenden sagen: "Du darfst noch nicht gehen"? Weglaufen? Einem Sterbenden sagen: "Ich lass dich los, du darfst gehen" heißt doch nicht: "Ich brauche dich nicht mehr". Es heißt auch nicht: "Ich liebe dich nicht". Im Gegenteil. Gerade weil man einen Menschen liebt, kann und sollte man ihn "loslassen", ihm die Freiheit und die Beruhigung geben, daß man sich auch selbst in das Unabänderliche fügt, daß der oder die Sterbende ruhigen Gewissens gehen kann, daß man selber stark genug ist bzw. sie oder er einem die Stärke gegeben hat, das zukünftige Leben aus eigener Kraft zu meistern, und das aus Liebe zu ihr oder ihm. Alles andere hätte angesichts der Tatsachen als Konsequenz die Verlängerung ihres bereits verlorenen Kampfes und ihrer Schmerzen. Ein grausamer Wunsch.

Ich hoffe, du verstehst das. Wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Lass dir Zeit. Du hast das richtig gemacht. Wenn du es willst, bist du stark. Versuche es. Stärke zeigt sich auch im Zweifel.

Denk mal drüber nach.


Liebe Grüße,

Helmut
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