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Alt 27.08.2013, 23:37
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: ich wollte nie hier schreiben

Liebe Gitti,

so was hab ich mir gedacht. Die Achterbahn der Gefühle. Was mit aufgefallen ist, du schreibst zuerst "es war schön" und dann erst "aber auch sehr schmerzvoll". Ich denke, gerade dann, als dich Menschen, die euch nicht unbedingt so ganz nahe standen, nach deinem Mann gefragt haben. Diese Erfahrung durfte ich auch machen. Sehr oft sind es gerade solche Menschen (manchmal sogar völlig fremde) die keine Scheu zeigen und fragen und dann sich auch nicht scheuen, genau so ehrlich ihr Mitgefühl auszudrücken. Eine neue, gute Erfahrung, die beides ist: schön und schmerzvoll. Dein Mann ist auch ihnen wichtig. So seltsam es klingt: eine Erfahrung, daß der Schmerz der Erinnerung auch eine schöne Seite haben kann (und ganz sicher immer mehr haben wird). Naja, nicht vielleicht jetzt schon, doch bestimmt später.

Die Stille und Leere zu Hause war auch für mich am Anfang erdrückend und grausam. Sie dröhnt in den Ohren und ist bei geöffneten Fenstern unerträglich. Man hört den Lärm und das Leben der Straße, der Nachbarschaft. Man selbst fühlt sich leer und tot. Besuch kann da sicherlich helfen. Er sollte jedoch nicht zur Flucht werden, denn er verschiebt das Problem nur. Vielleicht kannst du irgendwann die Erfahrung machen, wie erholsam und friedlich gerade die Stille im leeren Zuhause sein kann, wenn der Lärm und die hektische, oberflächliche Betriebsamkeit draußen zur Qual wird.


Liebe messaggio,

ich kann Morgana nur recht geben und ihre Argumente des Für und Wider zum Familientreffen finde ich schlüssig. Ich möchte noch eins hinzu fügen: erst kürzlich habe ich hier im Forum gelesen, daß Menschen andere NICHT einladen, weil sie glauben, sie würden sowieso nicht kommen wegen ihrer Trauer und aus Angst, diese könnten ihnen das Fest verderben. Das ist sehr verletzend, denn sie schließen damit Trauernde aus der Gemeinschaft aus. Ich finde, deine drei Schwägerinnen haben sehr richtig gehandelt, als sie dich einluden.

Irgendwann müssen und mussten wir uns alle der Vergangenheit stellen. Natürlich bleibt es die Entscheidung jedes Einzelnen, wann er (oder sie) den richtigen Zeitpunkt für gekommen hält. Das Wissen, daß es schmerzlich wird, ist ein schwaches Argument, es nicht zu tun. Es wird immer schmerzen. Ob jetzt oder später.

Wenn du, messaggio, glaubst, es wäre zu früh für dich, dann ist das absolut OK. Ich kann das nur zu gut verstehen. Nur, sprich bitte mit deinen Schwägerinnen darüber. Lass den Faden nicht abreißen, er lässt sich ansonsten vielleicht nur sehr schwer wieder verknoten.


Liebe Grüße,

Helmut
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