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Alt 20.09.2013, 05:37
andreas71 andreas71 ist offline
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Registriert seit: 07.07.2013
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Standard AW: Vater hat BSDK

Tja, nachdem ich länger nicht mehr hier war, ein Update:
mein tapferer Vater hat den Kampf gegen den BSDK am 6. September leider verloren...

Anfang Juli, als die Sache mit dem Wasser im Bauch anfing, begann auch das Ende... wurde immer wieder punktiert, damit das Wasser nicht so sehr auf Atmung und Herz drückte. Am Anfang waren es 2x je 6 Liter, die abgelassen wurden, dann steigerte sich innerhalb weniger Tage die Menge auf 8 Liter, dann nach 2 weiteren Tagen auf 10 Liter... irre... die letzte Ablassung ergab über 14 Liter Wasser, das war im August. Manchmal füllte sich sein Bauch innerhalb 24 Stunden komplett wieder mit der Menge, die vorher abgelassen wurde.

Mitte Juli kam mein Vater auf die Palliativstation im AKH (super Betreuung), da er so schwach war, dass er nicht einmal mehr alleine aufstehen konnte. Er konnte auch nichts mehr essen, also gab man ihn intravenös so eine Art Astronautennahrung. Nach 14 Tagen auf der Palliativ konnte er wieder nach Hause und es ging ihm relativ gut. Die Hoffnung stieg wieder.
Allerdings hat er uns allen verschwiegen, dass er eine Woche vor der Entlassung ein Gespräch mit dem behandelnden Onkologen, Prof. P., hatte, der ihm den Befund der neuen PET-CT, welche während der Palliativbehandlung gemacht wurde, überbrachte. Und da hat mein Vater erfahren, dass er nur mehr wenige Wochen hat. Aber meiner Mutter hat er das erst am 30. August gesagt, als er daheim war und nicht mal mehr von der Couch aufstehen konnte. Meine Mutter rief mich verzweifelt an, ich bin sofort hinübergefahren und hab gut 2 Stunden auf meinen Vater eingeredet, dass ich die Rettung rufen darf. Er wollte das nicht. Ich glaube, er wusste, wenn er jetzt ins Spital fährt, kommt er nicht mehr nach Hause...

Dann endlich hat er nachgegeben. Mit der Rettung auf die Notfall, dort wurde wieder Wasser abgelassen (8 Liter), dann auf Station 14 D. Er hatte wie gesagt keine Kraft mehr zum aufstehen, aber wenigstens hat er gegessen und normal geredet. Am Sonntag den 1. September war ich am Nachmittag bei ihm, alles "relativ normal". Am Montag kam ich zu Mittag zu ihm, da konnte er kaum noch reden, nichts mehr essen oder schlucken. Die letzten Worte zu mir waren am späten Abend leise, ich solle doch endlich heimgehen (hab an diesem Tag neue Arbeit begonnen...). Am Dienstag sagte er noch zu meiner Mutter, dass er glaubt, er muss jetzt sterben. Danach sagte er nie wieder etwas, konnte nur mehr stöhnen. Die Augen konnte er nicht mehr schließen. Er dürfte also auch nichts mehr gesehen haben. Keine direkte Interaktion mehr. Nur mehr Stöhnen.... dann verschleimten sich die Atemwege immer mehr, dass man ab Mittwoch mehrmals absaugen musste. Am Donnerstag abend hat er noch zweimal kurz meine Hände genommen, er wollte sich offensichtlich aufstützen oder hochziehen. Ging aber nicht mehr. Ich habe mich noch bei ihm verabschiedet und gesagt, wir sehen uns am Freitag wieder.
Meine Mutter hat ab Dienstag ein Bett ins Zimmer bekommen und durfte bei ihm schlafen. Am Freitag um 3.39 Uhr früh hat mich meine Mutter angerufen, dass Papa um 3.25 Uhr gestorben ist... er hat noch gestöhnt, so als ob er sie gerufen hätte, als sie bei ihm war und fragte, was los ist, hat er nochmal gestöhnt und ist dann gestorben...

Ich war innerhalb 15 Minuten im AKH, noch immer habe ich das Bild vor mir, wie er tot im Bett liegt, die Augen geschlossen, sein Körper noch warm... wenigstens war der Gesichtsausdruck friedlich. Die letzten 4 Tage war sein Gesicht immer so verzerrt gewesen. Diese letzten 4 Tage müssen für meinen Vater die Hölle gewesen sein.... mehr oder weniger bei Bewusstsein, aber unmöglich, zu kommunizieren...

Auch wenn ich mir ständig sage, dass er es jetzt wenigstens hinter sich hat und keine Schmerzen mehr erleiden muss, ist seit diesem Tag meine Welt zusammengebrochen. Noch immer kann ich es nicht fassen, dass mein Vater nicht mehr da ist, dass er nie wieder bei uns sein wird.... ich vermisse ihn so sehr....
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