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Alt 24.03.2014, 13:14
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Ich finde keinen Frieden

Hallo Moni,

zuerst mein Mitgefühl für deinen Verlust.

Wie Sylvia schrieb, sollte man vor allem 'da' sein. Was heißt das? Da sein, sowohl körperlich als auch geistig. Was den Tod anbetrifft, so sollte die Entscheidung, darüber zu reden, dem Betroffenen überlassen sein. Ihn (oder sie) dazu zwingen zu wollen, ist in meinen Augen ein Fehler. Der eigene Tod betrifft in letzter Konsequenz nur den Betroffenen. Es ist einzig und allein seine Entscheidung, ob er darüber reden will oder nicht. Dass diese Entscheidung bei den Angehörigen Probleme aufwerfen kann, ist eine andere Sache. Gleichgültig, wie sich der Betroffene entscheidet. Als Angehöriger muss man den Willen des Betroffenen vor allem an dieser Stelle akzeptieren.

Ich weiß, dass das sehr schwer sein kann. Man kann lediglich auf Signale achten, die der Betroffene gibt. Ich denke, es kommt nicht so oft vor, dass jemand den eigenen Tod ganz konkret anspricht oder darauf angesprochen werden will und manchmal kommt ein klares Nein. Was man auf jeden Fall machen darf ist Hoffnung. Ohne dabei den Betroffenen zu belügen. Ok, je nach dem vielleicht ein bisschen oder man spricht etwas nicht so ganz deutlich aus. Kommt drauf an. Das ist so ein Punkt, wo man auch geistig voll 'da' sein sollte. Schließlich muss man abschätzen können, was der/die Betroffene hören will und was nicht und was er/sie verkraften kann. Eine Gratwanderung.

Die Frage: "Was war richtig und was falsch?" ist durchaus berechtigt. Man sollte sich bewusst machen, was richtig war und auf der anderen Seite auch Fehler eingestehen, sonst kann man diese Frage nie lösen. OK, es soll Menschen geben, die so von sich überzeugt sind, dass sie sich diese Frage überhaupt nicht stellen, doch das ist ihre Sache. Die Vorgabe dabei lautet jedenfalls: kein Angehöriger (bzw. die allerwenigsten) ist per se Experte in der Begleitung eines Betroffenen (viele werden von der Krankheit und dem Tod ebenso überrollt wie die Betroffenen) und jeder Krebs und jeder Betroffene ist anders und es gibt, meiner Meinung nach, für Angehörige in der Regel nur einen wirklich schweren Fehler: nicht da zu sein.

Daran hätte man zu knabbern. Vieles andere ist zumindest verzeihlich und/oder entschuldbar.


Liebe Grüße,

Helmut
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