Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 25.08.2004, 20:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Seminom PT2, PNX, PMX, RO

OK,- Krankenhausaufenthalte sind recht locker- bei mir waren es je Zyklus jeweils 3 Tage. Der erste Tag besteht aus Untersuchungen aller Art bis hin zum Hörtest, zum Abend hin beginnt dann die "Wässerung". 2 Fläschen Kochsalzlösung intravenös (einen Port wie bei vielen anderen Chemos gibt es wegen der wenigen infusionen nicht), am nächsten Tag dann nach ausgiebigem Frühstück und geniessbarem Mittagessen erst einmal die nächste Infusion- diesmal ein bisschen Kochsalzlösung gestreckt mit einem Mittelchen zur Unterdrückung des Brechreizes (erstaunlicherweise direkt nach dem Mittagessen- ich vermute ein zusammenhängen mit der während meiner Aufenthalte ausgesprochenen Kündigung von Chefkoch), alles total locker und ohne Nebenwirkungen.Dann die vorsätzliche körperverletzung durch gezielte Vergiftung- ein harmloses Beutelchen, wegen Lichtempfindlichkeit in Alufolie verpackt- wenn man gezielt pult, erkennt man am Aufkleberchen auf dem Plastikbeutel, dass die Chemo tatsächlich auf die eigene Person berechnet ist- steht nämlich drauf...

Die Chemo selbst, wie auch die darauffolgende nochmalige Infusion mit Antikotz und wiederum 2 Liter Kochsalzlösung -wieder ohne Nebenwirkungen. In der Nacht ist dann irgendwann die letzte Infusion durchgelaufen und damit eigentlich schon alles gelaufen. ...natürlich abgesehen von der Tatsache, dass alles, was über die Venen in den Körper gelangt diesen auf anderem Wege wieder verlässt- viel Lauferei, besonders für Raucher wie mich mit weitem Weg zum Balkon, begleitet von einem ständig quietschenden Infusionsständer...

Am nächsten Morgen:Visite, Frühstück, Blut zapfen und ab nach Hause. Dann gibt es so langsam die ersten Nebenwirkungen- eine kräftige Abgeschlagenheit, die bei mir jedesmal 5 Tage angehalten hat, gelegentlich ein Würgegefühl- aber ohne Unwohlsein (durch die Chemo wird lediglich der Reflex im Hirn ausgelöst) und das war´s eigentlich. Habe die ganze Zeit über eigentlich immer Appetit gehabt und auch kräftig getrunken (dient der Nierenspülung und dem Ausscheiden des teuren Platins), weder Probleme mit Magen, Darm (na gut, gelegentlich ein bisschen Durchfall) oder sonstigen Organen, war halt nur ziemlich schlapp. Dienstags hatte ich die Chemo, Montags drauf war ich wieder arbeiten. Nach dem ersten Zyklus ist dann 4 Wochen Ruhe, damit sich die Blutwerte (werden im Übrigen alle 3,4 Tage kontrolliert) wieder erholen, um den nächsten Hammer zu überleben- genau 28 Tage nach der ersten dann die zweite- Vorgehensweise siehe oben.

Muss natürlich nicht bei jedem gleich ablaufen, zum einen ist natürlich die persönliche Konstitution entscheidend- zum anderen aber auch der Kopf- lass einfach alles unvoreingenommen auf dich zukommen, und schon ist die Hälfte der möglichen Nebenwirkungen passe´ .Haben mir die Schwestern auch bestätigt- viele Patienten haben wohl auf Grund der Horrorgeschichten vom Hörensagen und der Tatsache, dass sie sich schon vorher total verrückt machen, eine solche Panik, dass sie schon im Moment des Anlegens der Chemo die Kotzerei anfangen (passiert tatsächlich sehr oft), obwohl es noch gar nicht durch das Medikament ausgelöst worden sein kann. Ich habe einfach abgewartet, was passiert, friedlich mein Buch gelesen, mit den Tatterern auf dem Zimmer gescherzt und meine Zigarettchen geraucht ohne ständig in mich reinzuhorchen, wie schlecht es mir denn schon geht. Carboplatin ist auf jeden Fall recht locker -und wahrscheinlich sogar besser verträglich als eine Strahlentherapie, mal ganz davon abgesehen, dass man sich bei einer Chemo wenigstens waschen darf... Also: keine Sorge , insgesamt 6 tage KH (naja, eigentlich nur 4, man kommt ja morgens und ist am übernächsten Morgen wieder ´raus), 10 Tage ein bisschen müde- dafür auf der anderen Seite ein minimiertes Risiko einer Folgeerkrankung, viele nette Schwestern zum foppen und ein paar arbeitsfreie Tage zu Hause- eine mehr als positive Bilanz...

Ach ja, vergiss nicht einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen (50% bei onkologischen Erkrankungen sind dir sicher)

LG
Mit Zitat antworten