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Alt 09.01.2015, 01:28
Mayana Mayana ist offline
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Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - Hoffnung begründet?

Liebe Ohara,

es tut mir Leid, dass Ihr das nun auch noch durchmachen müsst.

Niemand wird Dir sagen können, ob Dein Vater zu den 5% gehört. Aber Hoffnung darf man immer haben.. und es ist auch richtig, zu kämpfen.
Was Dein Vater in wirklich vorbildlicher Weise tut, wie ich finde. Vielleicht bist Du da ein klein wenig zu streng mit ihm.

Schau mal, er hat aufgehört, zu rauchen, unterzieht sich den belastenden Therapien, arbeitet gut mit dabei, kocht Tee und versucht sich, gesund zu ernähren, geht spazieren. Das ist Höchstleistung, die Dein Vater da gerade vollbringt. Besser kann man es eigentlich gar nicht machen, finde ich.
Du verlangst zu viel, glaube ich, wenn er nun auch noch Bücher lesen soll und sich mit Alternativ-Medizin beschäftigen und all das. Irgendwann braucht jeder mal eine Pause vom krank sein. Fernsehen, den Kater und ein halbwegs normales Alltagsleben eben. Krebs ist ohnehin für den Erkrankten beinahe ein 24-Stunden-Job.

Versuche auch Du, Dich zwischendurch mal zurück zu lehnen, eine Pause zu machen und nicht nur der Verzweiflung, sondern auch den Glücksmomenten wieder einen kleinen Raum zu geben. Aktuell könnt Ihr glaube ich nicht mehr tun, als Ihr tut. Und das ist wie gesagt wirklich enorm viel und ganz klasse so.

Ich bin Hinterbliebene.. und im Nachhinein muss ich sagen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung, die in den Statistiken zu lesen ist, zwar wirklich grausam erschreckend gering erscheint-aber sie Einem eben doch eine Menge Zeit läßt, um sich mit der Situation auseinander zu setzen.

Da jeder Mensch anders auf Behandlungen reagiert, ist es stets ein sich Anpassen an das, was aktuell passiert. Denn niemand kann das wirklich voraus sagen, und manchmal gibt es Schwierigkeiten, für die man dann wieder neue Lösungen finden muss, und manchmal geht es auch mehr bergauf, als vorhergesagt. Aber auch darauf muss man sich wieder neu einstellen. Krebs ist kein Ist-Zustand meiner Erfahrung nach, sondern Krebs ist ein Prozess. Die Erfahrung hat Dein Vater ja auch schon gemacht, dass es trotz Heilung nie aufhört. Selbst dann nicht. Vertraue ein wenig darauf, dass Dein Vater trotz Depression bereits ein Profi im Umgang mit dieser Erkrankung ist. Er hat es schon einmal geschafft-also traue ihm ruhig zu, dass er weiß, was er tut und wie viel und was er will.

So ein Bisschen suchst du nach einer "Wie mache ich meinen Vater in 3 Monaten geheilt-Lösung".. so klingt es für mich. Das ist auch nur verständlich-nach so einer Lösung sucht jeder. Aber vielleicht versuchst Du mal ab und an inne zu halten und trotz aller Angst Deinen Vater anzuschauen, so, wie er jetzt ist. Denn im Moment zählt nur, wie es ihm im Moment geht. Das ist meine Erfahrung mit Krebs.

Ich wünsche Euch viel Kraft auf Eurem Weg und dass es ein guter gemeinsamer Weg wird.

Liebe Grüße
Mayana
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