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Alt 09.09.2004, 16:18
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Standard Malignes Melanom

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Sanfte Methoden auf dem Prüfstand

Viele Krebspatienten wollen sich nicht nur auf die Schulmedizin verlassen. Doch Ich möchte das Gefühl haben, mich nicht vollständig in die Hände der Schulmedizin zu begeben“, Dr. Matthias Rostock hört diesen Wunsch häufig. „Krebspatienten“, so der Arzt von der Freiburger Klinik für Tumorbiologie, „interessieren sich oft für ergänzende naturheilkundliche Verfahren, weil sie Chancen für mehr Eigeninitiative suchen. Denn viele fühlen sich nicht nur ihrer schweren Krankheit ausgeliefert, sondern auch der häufig belastenden Therapie.“ Meist komme noch die Absicht hinzu, im Kampf gegen die Bedrohung Krebs nichts unversucht zu lassen.

Alternativmedizin: Gefragte Helfer mit fraglichem Nutzen
Die Beliebtheit der so genannten „unkonventionellen Mittel in der Krebsmedizin“ – Verfahren, deren Wirksamkeit wissenschaflich als nicht bewiesen gilt – ist dementsprechend groß: „Zwischen 60 und 70 Prozent der Tumorkranken nutzen zumindest zeitweilig naturheilkundliche oder andere Therapien außerhalb der Schulmedizin“, weiß Rostock aus Studien, und er fügt eine persönliche Beobachtung hinzu: „Oft sind es gerade die besonders kritischen und gut informierten Patienten, die nach unkonventionellen Mitteln fragen.“

Verloren im Dickicht der Mittel
Doch sich im Dickicht dieser Mittel zurechtzufinden ist für Patienten kaum möglich. „Im Internet gibt es Hunderte von Angeboten mit zweifelhaften Heilversprechen, die sich nicht überprüfen lassen“, so Dr. Markus Horneber, Leiter der Arbeitsgruppe Biologische Krebstherapie am Klinikum Nürnberg. In jüngster Zeit hätten vor allem Werbekampagnen, die (in Deutschland als Medikament nicht zugelassene) Vitaminpräparate als Mittel gegen Krebs anpreisen, für Verunsicherung unter den Patienten gesorgt. „Das ist schon an der Grenze zur Scharlatanerie“, bemängelt Horneber.

Komplementärmedizin: Nie eine Alternative, immer eine Ergänzung
Rostock, der gemeinsam mit Kollegen der Klinik für Tumorbiologie an einem wissenschaftlichen Fundament für naturheilkundliche Methoden arbeitet, kritisiert derartige Angebote scharf: „Es kann nie um eine Alternative zur gesicherten Krebstherapie gehen“, betont er. Unkonventionelle Mittel, sagt Rostock, könnten nur eine Ergänzung sein. Ärzte sprechen hier von Komplementärmedizin. Auch Prof. Dr. Edzard Ernst von der britischen Universität Exeter warnt: „Die wohl größte Gefahr, die von einem Einsatz unkonventioneller Methoden ausgeht, besteht darin, dass die konventionelle Krebstherapie verschleppt wird oder sogar ganz unterbleibt.“

Bei Krebs besonders wichtig: die Eigentherapie nicht dem Arzt verschweigen
Prof. Ernst, der den europaweit einzigen Lehrstuhl für Komplementärmedizin innehat, klopft vor allem naturheilkundliche Verfahren auf ihre Wirkungen (und Nebenwirkungen) ab – ein langwieriges Unterfangen, weil für aussagekräftige Untersuchungen häufig das Geld fehlt. „Generell lässt sich aber sagen, dass nach derzeitigem Kenntnisstand komplementärmedizinische Verfahren den Krebs nicht heilen können. Und es gibt bislang leider auch keine überzeugenden Belege für einen lebensverlängernden Effekt.“ Fast der Wissenschaftler zusammen. Einzelne Behandlungsmethoden seien aber geeignet, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. „Von daher hat die Komplementärmedizin durchaus ihren Stellenwert in der Krebstherapie.“ In jedem Fall sollten Sie über ergänzende Therapien mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen. „Aus Angst vor Zurückweisung verschweigen viele Patienten ihrem Arzt die Anwendung von unkonventionellen Mitteln“, meint Rostock. Eine Eigentherapie kann aber vor allem bei Krebs gefährlich werden, denn auch naturheilkundliche Arzneimittel sind nicht frei von Risiken.

Weitere Informationen zu unkonventionellen Mitteln in der Krebsbehandlung erhalten Sie
beim:
»Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Tel. 06221/410121.

beim:
»Patienteninformationsdienst der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, Tel. 0761/206-1220

beim:
»Beratungstelefon der AG Biologische Krebstherapie am Klinikum Nürnberg, gefördert durch die Deutsche Krebshilfe, Tel. 0911/398-3056.

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Sanfte Methoden auf dem Prüfstand
Was Mediziner darüber wissen
So entlarven Sie ScharlatanMisteltherapie: Kein anderes Medikament (auch keine chemotherapeutische Arznei) wird in der deutschen Krebsmedizin so häufig eingesetzt wie Extrakte aus dem Mistelkraut. Im Vergleich zu sonstigen komplementär-medizinischen Therapien ist die traditionsreiche Heilpflanze auch relativ gut erforscht: Mehr als 30 klinische Studien zur Wirkung von Mistelextrakten bei Krebs liegen vor. „Die meisten Untersuchungen sind aber methodisch nicht hieb- und stichfest“ bemängelt Dr. Rostock. Klar ist: Wirkstoffe aus der Mistel können zwar in Labor- und Tierversuchen Krebszellen zerstören. Studiendaten sprechen jedoch dagegen, dass die Pflanzentherapie den Krankheitsverlauf beim Menschen bremst. Unklar ist auch, ob Mistelpräparate die Lebensqualität verbessern – selbst wenn viele Patienten beispielsweise über eine dadurch verringerte Müdigkeit berichten.

Ernährungstherapie: Eine spezielle „Krebsdiät“ gibt es nicht. „Im Gegenteil, für Tumorkranke empfiehlt sich in der Regel eine ausgewogene, vollwertige Ernährung, die gut schmecken sollte“, so Dr. Jann Arends, Ernährungsmediziner an der Freiburger Klinik für Tumorbiologie. Schließlich leiden die Betroffenen oft unter Appetitlosigkeit. Arends untersucht insbesondere die Wirkung von Vitaminen und Spurenelementen auf die Gesundheit von Krebspatienten. Noch sei die Datenlage dünn, meint er. „Aber es gibt erste Hinweise dass die zusätzliche Gabe von Antioxidanzien wie dem Vitamin E die Chemotherapie weniger belastend machen könnte – etwa, indem das Ausmaß der Nervenschädigungen reduziert wird.“

Traditionelle chinesische Medizin (TCM): Etliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass die fernöstliche Heilmethode die Begleiterscheinungen von Krebserkrankungen mildern kann. So soll die Therapie mit Kräutern – etwa den in der TCM verbreiteten Ingwerwurzeln – die Übelkeit bekämpfen, während Akupunktur zum Beispiel die Hitzewallungen lindert, an denen viele Brustkrebspatientinnen im Rahmen einer Hormontherapie leiden. Das Problem auch hier: Die Studien sind für allgemein gültige Empfehlungen nicht ausreichend aussagekräftig.

Apotheken Umschau/GesSo entlarven Sie Scharlatane

Eine sichere Richtschnur für die Wahl eines seriösen Therapieangebots gibt es nicht. Generell gilt: den Wunsch nach einer ergänzenden Krebstherapie mit Ihrem Arzt besprechen!

Wenn einer der folgenden Punkte gegeben ist, sollten Sie die Finger von der Behandlung lassen:

Andere Verfahren werden verdammt. Nur die angepriesene Methode soll helfen, schulmedizinische -Methoden werden ausgeschlossen.
Der Anbieter gibt ein Heilversprechen. Etwa: „So besiegen Sie Ihren Krebs“ – und das möglicherweise auch noch unabhängig von Art und Stadium der Tumorerkrankung.
In Inseraten wird mit „Erfolgsbeispielen“ geworben. Auch „Dankesschreiben“ von angeblich geheilten Patienten können ein Hinweis auf fehlende Seriosität sein.
Notwendige Informationen werden Ihnen verweigert, zum Beispiel über Risiken und Nebenwirkungen oder die voraussichtliche Dauer der Behandlung.
Skeptisch sollten Sie auch sein, wenn der Anbieter kritische Fragen nicht beantwortet.
Der Anbieter verlangt überhöhte Preise. Die Abrechnung orientiert sich nicht an Gebührenordnungen von Ärzten oder Heilpraktikern.
Auch verdächtig: Barzahlung, ohne dass Sie eine Quittung dafür erhalten.
Sozialer Rückzug wird verlangt, etwa mit dem Argument, Familie und Freunde würden die Heilung stören.


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