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Alt 27.09.2004, 10:38
Gast
 
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Standard Zeichen von unserem geliebten Menschen

Den Beitrag von mir möchte ich hier nur "abspeichern".
Mein Vater hatte BSDK.
Wenn deine Ma es sich leichter machen möchte, so soll sie nur noch machen, was ihr Freude bereitet bzw. ihr sie um nichts mehr zu bitten, was sie nicht möchte.
Dazu kann gehören:
essen, trinken, Besuch empfangen, sich bewegen, Tabletten nehmen...
Wir haben immer versucht, Papa zum Trinken eines hochkalorischen Drinks zu bringen. Man redet sich ja ein, dass das das Leben verlängern könnte. Aber um welchen Preis? Es ging mit Papa aber so rasant bergab, dass wir gar nicht so schnell merken konnten, dass die Drinks keine Unterstützung im Kampf gegen den Tumor sind, sondern eine Qual. Um das zu merken brauchten wir schon ein paar Tage. Und die sind für einen BSDK-Erkrankten lang.
Wenn deine Mama nicht unnötig lange vegetieren möchte, so kann sie auf künstliche Ernährung verzichten. Auch diese kann in dieser Phase das Leiden unnötig verlängern.
Deine Mama schläft immer häufiger plötzlich ein? Das war bei Papa auch so und bei ihm ein Zeichen von Nierenversagen. Lt. Ärztin der Palliativstation ist Nierenversagen eine Gnade bei BSDK. Denn man wird immer müder und schläft immer mehr. Und dämmert irgendwann weg. Du hast richtig entschieden nicht wegzufahren. Eine Woche ist sehr sehr lang. Und würde dir eine Woche mit deiner Mama nehmen.
Unsere Erfahrungen stehen hier in "Vom Kreiskrankenhaus zu Prof. Klapdor" und im Hinterbliebenenforum unter "Zeichen von unserem geliebten Menschen". Dort steht auch, wie wir mit Papa über den Tod und das Danach gesprochen haben. Ich DACHTE vorher, dass es weitergeht. Verschiedene Erlebnisse haben es mir bestätigt und jetzt WEIß ich es. M.M. nach sind diese Gespräche enorm wichtig. Wir haben Papa Verschiedenstes gesagt: - es geht weiter, - da geht das Leben erst richtig los,-er soll sich melden (hat er auch getan),-er wird abgeholt werden und muss nicht alleine gehen,-er soll uns auch abholen später,-er wird uns immer sehen können und unsere Gedanken hören,-er ist der beste Papa der Welt...
Du musst vor deiner Mutter nichts verbergen. Ihr könnt auch mal zusammen weinen. Frage sie, ob sie Angst hat und darüber sprechen möchte. Es ist jetzt nicht mehr die Zeit, um "Haltung zu bewahren". Was man sich jetzt nicht mehr sagt, dass wird einen für immer verfolgen.

Was ich wichtig finde: die Unterzeichnung einer Vorsorgevollmacht. Infos findest du hier:
http://www.patiententestament.com/Pat/varten.htm
Info:
Vollmacht über für persönliche Angelegenheiten und den gesundheitlichen Bereich
Eine Vollmacht in persönlichen und gesundheitlichen Angelegenheiten kommt erst zum tragen, wenn der Vollmachtgeber seine persönlichen Wünsche nicht mehr selbst treffen kann, weil er die natürliche Einsichtfähigkeit nicht mehr hat. Solange der Arzt den Patienten noch für einsichtsfähig und entscheidungsfähig hält, ist der persönlich geäußerte Wunsch und Wille des Patienten für den Arzt bindend. Erst wenn die natürliche Einsichtsfähigkeit nicht mehr vorliegt bedarf der Arzt einer Einwilligung des Vollmachtnehmers.
Das ist wichtig für den Fall, dass deine Ma sich nicht mehr äußern kann und Ärzte vermeindlich lebensrettende Maßnahmen einleiten wollen. Dies ist ja gegen den Willen deiner Ma. Ohne Vollmacht würde sie bei schlechten Ärzten einen Betreuer gestellt bekommen der für sie entscheidet. Nicht ihr! Wie gesagt, bei schlechten Ärzten. Aber das weiß man ja vorher nicht an wen man gerät.

Ein Vordruck dieser Vollmacht ist nachfolgend zu finden. Er beinhaltet auch vermögensrechtliche Dinge.
http://www.patiententestament.com/Pa...lmacht-neu.pdf
Auch eine Patientenverfügung sollte unterschrieben werden.
http://www.patiententestament.com/Pat/patbeispiel.pdf
Diese Dokumente werden am ehesten anerkannt, wenn ein Arzt oder Pastor Zeuge ist und mit unterzeichnet.


Och Mensch xxx, ich kenne deine Gefühle nur zu gut. Aber du wirst es schaffen und diese Phase die du miterlebst, die macht dein Leben reicher. Wie viele Menschen haben schon die Chance, so bewusst Abschied zu nehmen...alles zu klären, sich alles zu sagen, so eine tiefe Beziehung zu entwickeln wie sie ohne schwere Krankheit nie entstanden wäre. Für Papa war es wichtig, dass wir um ihn herum waren. Einfach nur an der Seite sitzen und die Hand halten. Ihn mit Liebe zu überschütten. Papa ging glücklich . Seinen Humor hat er bis zuletzt nicht verloren. Er wollte aber trotzdem genau wie deine Ma nichts mehr, was sein Leben verlängert. Ach ja, was sehr wichtig ist: seinem geliebten Menschen in der Sterbephase sagen, dass er gehen darf. Dass er loslassen soll. Das er ins Licht gehen soll (Papa hat davon berichtet, er fand das Licht wunderschön).Dass er sich keine Sorgen machen soll. Das der Rest der Familie zusammenhält.
Liebe Grüße von mir und viel Kraft für diese für deine Zukunft wichtige Zeit.
Sonja