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Alt 11.10.2004, 21:00
Gast
 
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Standard Darmkrebs- Hoffnung und Verzweiflung zugleich

Liebe Mitschreiber und vor allem liebe Sunny und Steffi,

wieder einmal sind viele meiner Gedanken bereits von anderen geschrieben worden. Doch möchte ich auf jeden Fall loswerden, warum ich diese Geschichte nicht nur verfolge und bestimmt nie mehr vergessen werde, sondern auch sehr intensiv mitfühle. Meine Mama, die vor 3 Monaten (an dieser elenden Krankheit) von uns ging, hatte entschieden, sie sei alt, habe ihr Leben gelebt, habe große tolle Kinder und wolle nun endlich zu ihrem Mann. Kämpfen wolle und könne sie wohl nicht mehr. Ich habe einige Wochen gebraucht, bis ich sie, letzlich auch durch sehr viel Lesen im KK, verstehen konnte und gelernt habe, dass nur sie zu entscheiden hatte und wir zu akzeptieren hatten. Das sie nichts von Behandlungsmöglichkeiten hören wollte, sondern nur meine Gegenwart und liebevolle Gespräche sie trösteten und beruhigten. Mir hat diese Zeit unwahrscheinlich hart zugesetzt, ich kranke heute noch daran...und auch wenn es für andere vielleicht schwer zu verstehen ist, mir hat es Trost gegeben, hier zu lesen, dass jeder Kranke individuell mit seinem Schicksal umgeht, und viele eine Kampfkraft entwickeln, die ich nur bewundern kann. Ich bin selber Mutter mit jeder Faser meines Herzens - genau wie meine Mama es war - und ich weiss mit 100 %iger Gewissheit, dass, wären wir nicht selber schon über 50, sondern jung bzw. Kinder, sie gekämpft hätte genau wie ich es tun würde.
Sicherlich muss man irgendwann vielleicht erkennen, es geht einfach nicht mehr, die Kraft ist fort und man muss "sein Haus bestellen" aber das muss Sunny ganz allein entscheiden. Keiner von uns kann das beurteilen. Aber solange es Sunny und ihren Lieben hilft, Anteilnahme zu erfahren, finde ich es vollkommen richtig, hier zu schreiben. Ich gehöre eben zu jenen, die durch das, was sie erfahren mussten, ihren Mitmenschen gegenüber feinfühliger geworden sind....und da immer mal wieder Wunder geschehen, wünsche ich eben von ganzem Herzen, dass Ihr, Sunny und Steffi, natürlich ganz wichtig auch für Julian, zu den Menschen gehört, bei denen nach langer langer Durststrecke das Glück anklopft.

Vom Klinikum bin ich riesig enttäuscht, da ich von dort viel Gutes gehört habe. Meine Mama war in einem anderen Essener KH (bekannt für die Orthopädie, da man auf Wirbelsäulenprobleme getippt hatte) und mit ihr und uns wurde dort so liebevoll umgegangen. Ich hoffe, dass die Behandlung in menschlicher Hinsicht besser wird, denn auch dort wird man feststellen, welch lieber Mensch Sunny ist.

Ich denke weiterhin ganz fest an Euch

Biggi