Interferon-Therapie
Liebe Gisela,
ich kann dir keine Erfahrungen zu einer Hochdosis-Therapie mitteilen - ich spritze nur 3x5 Mio. Ich kann aber versuchen mir vorzustellen, was ich tun würde, wenn es mich so erwischen würde. Diese Gedanken schildere ich jetzt einfach mal.
Ich hab noch mal deinen ersten post gelesen. Damals hatte ich angenommen, dass du z. Zt. immer noch 3x3 Mio gespritzt hast und jetzt trotzdem LK-Befall bekommen hast. Stimmt das überhaupt oder hattest du jetzt im Herbst mit dem Interferon aufgehört und dann kam erst das Rezidiv?
Wenn du bereits aufgehört hattest, als jetzt der Knoten befallen war, dann könnte man ja sagen, dass dich das Interferon vorher geschützt hat. Es hat ja nur aufschiebende Wirkung, d. h. die Zeit bis zur nächsten Metastase wird hinausgeschoben. Wirklich lebensverlängernde Wirkung ist bis jetzt nur in einer Studie nachgewiesen worden. Alle anderen Studien haben das leider nicht belegen können.
Wie dem auch sei - man sollte im Augenblick bei der Entscheidung für eine Therapie immer auf Zeit spielen. Denn in den nächsten paar Jahren kommt aus Amerika eine Vielzahl von neuen Medikamenten zu uns rübergeschwappt, denen in Studien eine viel bessere Erfolgsquote als Interferon bescheinigt wird: BAY 43, MEL41/43, Canvaxin, Genasense usw. Die sind alle noch in Studien in Erprobung. Man muss sich also irgendwie "über die Zeit retten", bis man sie hier zur Verfügung hat.
Eine Möglichkeit ist eine Impfung. Sie geschieht auch fast immer in Studienform. Du bist ja immer noch Stadium III, wenn bei dir keine Metastase jenseits der LK-Station aufgetaucht ist. Für dieses Stadium werden so gut wie gar keine Impfungen angeboten. In Amerika gibt es für dieses Stadium die Impfmöglichkeit unter Zugabe von GM-CSF. Das soll erheblich nebenwirkungsärmer sein als Interferon. Aber man muss natürlich bei jeder Studie aufpassen, ob man nicht in einen Placebo-Arm gelost wird. Hast du mal in Kiel wegen einer Teilnahmemöglichkeit nachgefragt? Der dortige Prof. Keilholz taucht forschungsmäßig wirklich sehr häufig in der Literatur auf. Dann hat er garantiert auch etliche Studien für seine Klinik "an Land gezogen".
Ein sehr wesentliches Entscheidungskriterium wäre für mich: schließt mich eine Impfung womöglich von späteren Studien aus, falls die Krankeit fortschreitet und ich Stadium IV würde? Es gibt nämlich genaue "Teilnahmebedingungen" an einer Studie. Interferon-Therapierte werden meistens nicht ausgeschlossen. Geimpfte schon etwas häufiger und Chemo-Behandelte sehr häufig. Ich würde mit meiner Entscheidung also unbedingt mit einbeziehen, dass mich die Krankheit noch mal erwischen könnte. Stell dir vor, dir ginge es wie Pietje, der in keiner Studie aufgenommen wird, weil er bereits eine andere Krebsart hat! Wenn du (hoffentlich nicht) irgendwann noch mal ein Rezidiv bekommen würdest und könntest dann an keiner Studie mit den brandneuen Medikamenten teilnehmen: na dann stirbt man aus Kummer darüber eher an Depressionen als am Melanom!
Dies sind so die Gedanken, die ich mir machen würde, wenn es mich nach meinem Interferon noch mal erwischen würde. Wenn es während meiner Interferon-Zeit zu keinem Rezidiv kommt, dann würde ich wahrscheinlich bei einem späteren Rezidiv zu Hochdosis tendieren, sagen wir mal, zu 60-70%. Es käme aber auf die dann zu der Zeit vorhandenen Alternativ-Möglichkeiten mit Studien an.
Ich hoffe, dass ich meine sehr weit in die Zukunft ausgelegten Gedanken wenigstens einigermaßen verständlich rüberbringen konnte und wünsche dir unabhängig davon viel Entscheidunghilfe mit allen zu berücksichtigenden Aspekten, insbesondere auch die Meinung deiner Familie!
Liebe Grüße von
Monika
|