mein papa ,ein tapferer mensch
Ihr Lieben!
Hab gestern schon überlegt zu schreiben. Dachte mir dann jedoch, kannst du auch am nächsten Tag (sprich heute) im Büro erledigen. Pustekuchen. Erst haben wir gemütlich gefrühstückt, unser Chef hat nämlich diese Woche Urlaub, und dann hab ich noch mal fürchterlich rangeklotzt. Bin auch nicht mit Veronika zusammen zurückgefahren, sondern erst später mit dem Bus.
Also sitze ich jetzt zu Hause am PC und klimper mal meine Weihnachtsgedanken und -wünsche an Euch rein. Der Ofen bollert vor sich hin und jede Menge Teelichter sind schon an. Allerdings seh ich die von hier aus nicht, nur den Tannenbaum im Garten (hatte ich ja schon mal erwähnt).
Ja, wieder ist ein Jahr fast vorbei, Weihnachten steht quasi vor der Tür und eine Woche später ist schon 2005. Kinder, wo ist die Zeit geblieben? Teilweise ist von uns hier, die wir im Moment sind, der Papa schon ein Jahr oder länger nicht mehr da, von einigen von Euch erst einige Monate oder Wochen. Da kann ich mir sehr gut vorstellen, wie Euch jetzt zu Mute ist. War bei Alex, July und mir ja nicht anders. Es tat sehr weh und tut es immer noch, allerdings ein wenig anders, bei mir jedenfalls. Wie sagt man, der Mensch ist lernfähig. Wir lernen es, mit dem "Nichtmehrhiersein" umzugehen.
Unsere Weihnachtsgeschenke sind so gut wie alle verpackt, liegen im Windfang auf einer Kommode zwischen zwei großen Nußknackern und einem "Grünzeug-Strauß" und warten darauf, unter den Weihnachtsbaum zu kommen. Diesen habe ich gestern bei unseren Nachbarn abgeholt. Helmut hat es sich nicht nehmen lassen, ihn mir abzusägen. Es ist also ganz frisch. Noch steht er draußen, angelehnt ans Haus auf der Terasse. Werde ihn dann am Donnerstag schon in den Ständer setzen und evtl. auch in die Stube holen. Hängt mal vom Wetter ab. Hier soll es Regen geben und dann hol ich ihn lieber rein.
Vor ein paar Nächten hab ich mal von Mama geträumt; irgendeinen Blödsinn. Hab am nächsten Morgen nicht mehr alles auf die Reihe bekommen, nur, daß sie da auch schon ein wenig tüdelig war; aber im Heim hat sie noch nicht gewohnt. Wie man wohl auf sowas kommt. Irgendwie muß ich mich mit ihr "beschäftigt" haben. Und am nächsten Morgen war ich irgendwie ein bißchen traurig, daß ich von ihr und nicht von Papa geträumt hab. Tja, wer weiß, vielleicht seh ich ihn im Traum auch nochmal.
Übrigens, Mama macht jetzt irgendeinen Kursus bei der Volkshochschule mit. Bin vom Heim darüber informiert worden. Ich glaube, irgendwas mit Zeichnen und soll ihr großen Spaß machen. Mama konnte früher schon gut malen; hin und wieder hat sie mir mal was für die Schule gemacht, wenn ich unfähig war! Als ich sie jetzt darauf ansprach, meinte sie, na dann laß ich mich überraschen, was das ist. Sie hatte es wieder vergessen, daß sie schon einen Abend mitgemacht hatte!
So, werde mal versuchen, zu einem Schluß zu finden.
Ich wünsche Euch allen, falls wir uns hier vor Weihnachten oder in diesem Jahr nicht mehr "lesen", ein besinnliches Weihnachtsfest. Versucht Euch auf die Zeit zu "besinnen", als die Familie noch mit beiden Eltern komplett war, wie Ihr früher gefeiert habt und laßt nicht zu viel Traurigkeit in Euer Herz. Und wenn sie doch einen Weg in Euer Innerstes findet, akzeptiert sie - wir schaffen es.
Und für das nächste Jahr wünsch ich Euch ganz viel Zuversicht, Gesundheit und viele schöne Erinnerungen.
Vielleicht klappt es ja doch mal, das wir uns sehen. Das würde ich mir wünschen. Irgendwo in der Mitte, damit jeder in etwa den gleichen Weg hat. Ich kann mir vorstellen, daß das ein lustiges Wochenende wäre.
Viele liebe Grüße und ich drück Euch mal ganz feste durch's Net
Ulrike
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