Einzelnen Beitrag anzeigen
  #50  
Alt 23.09.2002, 14:14
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Frage an evtl. hier mitlesende Patienten

Obwohl hier ein gnadenloses Durcheinander enstanden ist und Dein Dogmatimus, Lillebror, mich völlig irritiert, mehr noch als das - befremdet und sich mir auch schon die Frage aufgedrängt hat, was Du eigentlich bezweckst... Lebt eine Diskussion nicht von verschiedenen Ansichten? Wer sagt, dass eine Dikussion nicht auch abschweifen, eine andere Richtung einschlagen oder eine Wendung nehmen darf? Ich finde es nicht okay, wenn Themensteller Vorgaben machen, anderen Einhalt gebieten oder Stellungnahmen ausklammern möchten (*bitte nur noch Betroffene melden* - wieder falsch zitiert, aber das Past'n'Copy-Verfahren beherrsche ich zwar, finde es aber mittlerweile reichlich überstrapziert hier) - zwangsläufig reagieren Forumteilnehmer über (bitte nicht böse sein Lisa), denn das verstösst nicht nur gegen den Grundgedanken eines Forums.

Nichtsdestotroz: Kurz bevor mein Vater starb, hat er dies angekündigt - das war für mich der Startschuss, ihn loszulassen. In diesem Punkt gebe ich Dir völlig Recht, Lillebror, ich hätte ihn keine Sekunde eher *aufgegeben* als eben zu diesem Zeitpunkt zu dem er geäußert hat, dass er *keine Lust mehr hat* - genauso profan hat er sich ausgedrückt.

Er starb im Krankenhaus, nicht überraschend aber doch plöztlich - sowohl für die Ärzte und Pfleger als auch für uns. Er starb in einem Krankenhaus, in dem ausschließlich Krebspatienten behandelt werden - alle voller Hoffnung, geheilt zu werden oder wenigstens voller Hoffnung, zu leben. Du wirst es kaum glauben, aber als wir sein Zimmer kurz nach seinem Tod kurz verlassen mussten - spuckte mir genau der Gedanke, den Du hier aufgeworfen hast, durch den Kopf. Das Krankenhaus ist im klassischen Sinne kein Krankenhaus, es befinden sich auf den Fluren zahlreiche Sitzgelegenheiten, die auch genutzt werden. Deshalb herrscht dort reges Treiben - wir hier. Nun sollte ich also, völlig verweint und aufgelöst, zusammen mit meiner ebenfalls verstörten Mutter, mich eben diesen Menschen präsentieren, die sofort realisieren würden, dass *da jemand gestorben* ist. Aber was hätten wir tun sollen? Also habe ich mich tatsächlich bemüht, meine Tränen zu unterdrücken, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass da *was ganz Schreckliches* passiert ist. Doch genau das ist der springende Punkt. Hätten wir - die anderen Patienten und ich, eine Möglichkeit gehabt uns auszutauschen, so hätte ich ihnen sagen können - *ja, ich bin traurig, unglücklich und verzweifelt, weil mein Vater gestorben ist (sie haben es sowieso alle mitgekriegt), aber er war längst nicht so bedrohlich und schrecklich der Tod, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe, er hatte etwas Versöhnliches*. Wissen kann einem die Angst nehmen und daher finde ich den Austausch, so nahe wie er hier beieinander liegt und so wie Leben und Tod auch auf der Station im Krankenhaus beieinander lagen, mit der Möglichkeit jedes einzelnen Besucher eigenverantwortlich zu entscheiden, ob er wissen will oder eben nicht, richtig und wichtig.
Liebe Grüße an alle.
Bettina
Mit Zitat antworten