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Alt 26.12.2023, 23:54
frankfurt100 frankfurt100 ist offline
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Standard AW: nicht Seminom - gemischter Keimzellentumor

Hey,

dazu findet man leider im Netz nur etwas in den S3 Leitlinien, die nicht immer einfach zu verstehen sind. Deshalb fasse ich es nochmal zusammen:

Generell gilt:
Alles was >= 1cm ist, ist grundsätzlich verdächtig.
Lymphknoten haben selbst im Bauchraum diese Größe auch bei einem Infekt nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass da Krebs im Spiel ist, ist sehr hoch. Gerade wenn man von 2cm bzw. 3cm spricht.
Die Frage ist nur, ob die Zellen bereits tot sind und der Körper sie nur noch nicht abgebaut hat, oder ob es sich um eine Metastase handelt.

Es ist laut Leitlinien nicht entscheidend, ob sich eine Progredienz zeigt, wie @cooly meinte. Einzig und alleine die jetzige Größe ist entscheidend.
Warum?
Ich versuch es mal einfach zu erklären....
Angenommen ich leg mich heute ins MRT und der Radiologe stellt einen Lymphknoten von 1,1cm fest. Es macht keinen Sinn diesen Lymphknoten zu beobachten, um eventuell nach einer Progregienz zu schauen, denn man liegt nicht immer gleich im MRT und die Schnitte der Bilder verlaufen nie identisch. d.h. es gibt kleinere Abweichungen in der Größe. Um wirklich etwas sehen zu können, müsste man 4-6 Wochen warten und dann das MRT wiederholen.
(Bemerkung: Das ist übrigens der Grund, wieso man nach einer PEB Chemo erst nach 6 Wochen eine erneute Bildgebung macht).
Beim Hodenkrebs ist allerdings die Zeit entscheidend und deswegen sollte man bei einer Größe von >= 1cm nicht warten. Das Risiko, dass Krebs involviert ist, ist größer als dass er es nicht ist. Nach 4-6 Wochen kann sich der Krebs schon wieder im Bauchraum ausgebreitet haben...

Deswegen soll alles was >= 1cm ist, per RLA entfernt werden.
(Gleiches Kriterium wird beim 6 Wochen Restageing nach der Chemotherapie angewendet.)
Das ist (je nach Lage) eine minimalinvasive Lymphadenektomie mit dem DaVinci (Lymphknotenetfernung). Manchmal muss leider immer noch eine offene Lymphknotenetfernung gemacht werden, wenn die Lage ungünstig ist.

Dann habe ich noch etwas von einem PET CT gelesen. Auch hier muss ich etwas korrigieren:
PET CTs werden bei nicht-seminomen grundsätzlich nicht eingesetzt, aufgrund der viel zu geringen Sensitivität von gerade mal 40%. Damit ist schlicht keine Aussage möglich. Ähnliches bei einer Biopsie. Man stelle sich vereinfacht vor, dass man nicht das befallene Gewebe entnimmt, sondern einen gesunden Anteil des Lymphknotens. Dann steht man hinterher ziemlich blöd da.

Bei Seminomen sieht das auch nicht viel besser aus. Hier sagen die Leitlinien aber, dass ab einem möglichen Lymphknotenrezidiv von 3cm ein PET CT eingesetzt werden kann bzw. eine Biopsie Sinn macht.

So wie ich es verstanden habe hattest du ein Seminom oder? Dann macht die Biopsie bei dir auch Sinn.

Viel Glück, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es keine Metastase ist, ist wohl leider eher gering :/

Falls noch Fragen zum Thema RLA oder ähnliches bestehen, stelle sie gerne. Ich schaue immer mal wieder rein.

Geändert von frankfurt100 (27.12.2023 um 00:13 Uhr)
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