AW: Erfahrungen Diep oder Tram Flap Rekonstruktion mit Eigengewebe
Hallo zusammen.
Ich möchte gern meine Erfahrungen mit der Diep-Flap-OP mit Euch teilen, weil ich vor der OP, wie wohl viele, sehr gezweifelt habe, ob ich diesen großen Eingriff vornehmen lassen soll.
Meine OP war am 14.10.2024. Mein Zustand davor war eine Mastektomie inkl. Brustwarzenentfernung mit einem Expander um die verbliebene Haut auf die neue Brustgröße auszudehnen und eine Bestrahlung der betroffenen Seite. Viel Bauchfett war bei mir nicht vorhanden, an den Oberschenkeln aber noch weniger. Ich bin 45 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder.
Ich habe mich für die OP entschieden, weil:
- Ich gerne das Thema abschließen wollte, und nicht auf eine Verkapselung warten wollte, die auch bei unbestrahlten Brüsten nach Jahren auftritt und dazu führt, dass erneut operiert werden muss.
- Die Brust eine natürlichere Form hat und sich natürlich anfühlt. Eine Freundin von mir hat einseitig eine mit Eigengewebe rekonstruierte Brust und einseitig ein Silikon-Implantat. Der Direktvergleich sprach sehr für das Diep-Flap-Verfahren.
- Bei Vorsorgeuntersuchungen lässt es sich nicht einfach so hinter die Silikonimplantate schauen. Hinter den Speck schon.
- Ok.... ein flacher Bauch ist ja auch ganz nett.
Dagegen sprach:
- Es ist ein großer Eingriff, nach dem man lange Erholungszeit benötigt.
- Mehr Risiken als bei einem Silikon-Implantat.
- Bei meinem Bauchfett war nicht die Brustgröße der anderen zu erreichen.
Die erste Zeit im Krankenhaus nach der OP:
Es wird Euch vermutlich auch alles bei der Aufklärung gesagt. Aber trotzdem...
Es wird ca. 3 Tage lang alle 1-2 Stunden nach Eurer neuen Brust gesehen. Ja, auch nachts. Es muss kontrolliert werden, ob der Flap durchblutet ist. Wenn nicht ist eine sofortige weitere OP angesagt. Bei mir war alles gut. Dazu kann ich also nichts weiter sagen.
Ihr liegt in Beach-Chair-Position und könnt Euch am ersten Tag so gut wie gar nicht rühren. Am zweiten Tag darf man normalerweise wieder selbst zur Toilette. Klingt furchtbar, aber man möchte dann auch tatsächlich nicht aufstehen. Achtet vielleicht bei der Klinikauswahl darauf, dass das Pflegepersonal nicht zu überlastet ist. Ich kann auch empfehlen, je nach Möglichkeit ein Privatzimmer zu nehmen.
Achtet darauf, dass Euch ein Freund oder Verwandter den Koffer auspackt. Ihr werdet das nach der OP nicht tun.
Man geht gebückt, je nachdem wie stramm die Haut zusammengenäht ist auch sehr gebückt. Ich hatte einen Knickwinkel von ungefähr 60°. Das war wirklich hart. Ich hatte die letzten Tage im Krankenhaus Physiotherapie, um mich wieder etwas mehr in die richtige Position zu bringen.
Zu Hause nach 5 Tagen:
Ich hätte vielleicht besser noch einen Tag länger den vollen Service ausgekostaet. Die Kinder wollten natürlich meine Aufmerksamkeit nach der langen Zeit. Mein Mann war eine Woche zu Hause und danach hatten wir eine Haushaltshilfe. Wir haben sie auch immer noch. Kümmert Euch ggfls. frühzeitig darum. Kurzfristig bekommt man meist keine.
Die ersten Tage zu Hause waren hart. Ich habe schlecht schlafen können. Abhilfe brachten mehrere zusammengerollte Badehandtücher unter den Knien und Schmerzmittel. Ich hatte starke Rückenschmerzen wegen der Fehlhaltung. Dagegen halfen Schmerzmittel und 2x in der Woche Physio. Dafür gilt das gleiche wie bei der Haushaltshilfe. Kümmert Euch frühzeitig darum, Termine zu bekommen; also vor der OP. Bewegt Euren Rücken soweit es geht möglichst in alle Richtungen.
Jetzt sind 3,5 Wochen vergangen.
Ich habe eine putzige kleine Brust und einen flachen Bauch. Ich kann mittlerweile beinahe (!) gerade gehen.
Meine Wiedereingliederung habe ich für Anfang Januar geplant. Das sind dann 2,5 Monate nach der OP. Ich kann mir körperlich auch vorstellen, Mitte Dezember, also nach 2 Monaten, wieder anzufangen, aber da gönne ich mir tatsächlich einfach noch eine unbeschwerte Vorweihnachtszeit. Ursprünglich gesagt wurde mir, dass man 4-6 Wochen krank geschrieben ist. Ich denke das ist stark abhängig davon, wie straff man zusammengenäht worden ist. In einer gebückten Haltung möchte ich halt nicht so gerne wieder zur Arbeit schleichen.
Fazit
Also ja, es ging mir echt schlecht. Ich war unleidlich. Hab mich mit meinem Mann gestritten, hatte Rückenschmerzen, keine Geduld mehr. Die Kinder gingen mir auf den Geist. Ich habe mich so krank gefühlt wie während der ganzen Krebstherapie nicht. (Ich hatte aber auch keine Chemo). Es waren lange dreieinhalb Wochen. Das Ergebnis ist toll. Jetzt geht es mir besser. Es ist noch nicht alles wieder gut, aber gut auszuhalten. Ich trage noch die Kompressionswäsche. Alle zwickt. Die Brust ist noch blau und grün und teilweise hart. Insgesamt finde ich es machbar aber man sollte sich vorher möglichst gut vorbereiten.
Die nächste OP ist dann 6 Monate nach dem Diep-Flap. Dann wird meine gesunde Brust an die putzige neue angepasst. Ich werde auch das machen.
Und freue mich auf den Strandurlaub. Flache Bäuche sind meist hart erarbeitet. Nur eben nicht immer auf die gleiche Weise.
Ich hoffe, das hilft der einen oder anderen weiter, sich für oder gegen einen Diep-Flap zu entscheiden.
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