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Alt 10.03.2005, 11:19
Gast
 
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Standard Kommt Krebs auch von der kranken Seele?

hallo zusammen,

ich habe die letzten beiträge von euch allen gelesen und bin schwer erschüttert. es ist schon traurig was menschen alles erleben müssen oder besser durchmachen. ich habe zwar nicht solch einen hass auf eines meiner elternteile, bin aber auch nicht so ganz glücklich mit ihnen. ich wohne gut 450 km von meinen eltern entfernt und meine mittlere schwester ca 80 km von mir hier entfernt. das heißt, die entfernung zwischen meinen eltern und meiner mittleren schwester sind gut 400 km. trotzdem fahren meine eltern regelmäßig zu meiner schwester, mehr oder weniger an unserer tür vorbei und sie haben es in all den jahren nicht geschafft uns zu besuchen. es gab oft situationen wo ich mir so dringend meine mutter an meine seite gewünscht habe aber dann führen sie halt zu meiner schwester und sagten zu mir, " kind wenn du doch nicht so weit weg wohnen würdest " was für ein hohn. irgendwann habe ich aufgehört zu fragen ob sie kommen und irgendwann hat es einfach nicht mehr weh getan wenn sie mal wieder ein paar kilometer weiter bei meiner schwester waren. aber.... es tat sehr lange weh, bis ich es begriffen hatte. ich kann mich an viele situationen erinnern wo ich völlig aus der haut gefahren bin wenn sie wieder hier an unserer tür vorbei fuhren und ich kann mich an viele unangenehme streitsituationen mit meiner mutter erinnern. irgendwann verstand ich es, das wir nicht so wichtig sind, obwohl mein mann schwer krebskrank war und ich vielleicht mal eine schulter gebraucht hätte. lange zeit war ich traurig und habe mich gefragt warum, heute bin ich auf dem level wo ich sage, scheiß drauf, ich brauche beide nicht. wenn ich nicht mehr weiter wußte, kam meine schwiegermutter die übrings 700 km weiter weg wohnt von uns. aber sie war immer da, auch wenn wir nichts sagten, sie fühlte es. sie ist ein guter mensch und für mich ein guter mutterersatz. im laufe der jahre hat sich eben auch geändert das nun meine schwiegermutter die kleinen geschenke bekommt, hier mal ein sträußchen von fleurop oder ein mitbringesel was von herzen kommt. lange zeit habe ich mich für meine eltern vor meinem mann geschämt, denn er bemerkte auch, wie strak mich diese situation belastete. an eine episode kann ich mich besonders gut erinnern, denn die werde ich wohl nie vergessen. wie ich schon einige male geschrieben habe, habe ich meinen mann 3 tage nach diagnosestellung im kh geheiratet. das hatte ich mir wirklich gut überlegt und ich würde heute das gleiche wieder tun. ich rief meine eltern einen tag vorher an und erzählte alles, die diagnose und die eheschließung und meine mutter sagte zu mir am telefon: sag mal bist du bescheuert, du kannst doch nicht einen tod kranken mann heiraten, du ruinierst dir doch dein ganzes leben. also das kann ich ja garnicht unterstützen.""" diese worte hatte ich absolut nicht erwartet und ich werde sie nie vergessen. wenn ich meine mutter heute sehe, was sehr selten vorkommt, fühle ich noch genau wie vor 4,5 jahren wie mir die gesichtszüge entgleisen und mir die worte fehlen.

im laufe der jahre habe ich gelernt mit dieser situation umzugehen und für mich begriffen, das es zwar nicht ok ist aber es mir egal geworden ist. meine eltern haben ihr leben und wir unseres und wenn der zeitpunkt kommt wo die beiden hilfe benötigen ist die adresse meiner eltern aus meinen navigationssystem gelöscht. dann muß eben meine schwester ran, nur wird das ganz sicher nicht der fall sein, denn jetzt wo meine eltern nicht mehr aus altersgründen so gut können stellen sie für meine schwester eine belastung da. alles rächt sich im leben. einmal im jahr ist familientreffen bei meinen eltern wo auch meine dritte schwester mit familie anwesend ist. wir saßen alle am tisch und das thema " was passiert mit unseren eltern wenn einem was passiert " kam auf dem tisch. eigentlich hörte ich garnicht zu, weil es mich nicht weiter interessierte bis zu dem zeitpunkt wo meine mittlere schwester sagte, na ganz logisch, der elternteil der über bleibt geht zu peggy, sie hat reichlich platz und keine kinder oder verpflichtungen. mir viel förmlich das essen aus dem gesicht. ausgerechnet die schwester, wo meine eltern ständig hinfahren sagte diesen satz. hm es war mir eine genugtuung mitzuteilen, dass bei mir niemand leben wird und das ich ganz sicher nicht vor habe jemanden zu betreuen oder zu pflegen. ich sagte meinen eltern glas klar vor den kopf, geht dahin wo ihr sonst auch immer zu besuch gewesen ward, ich habe auf sowas keine lust. damals sagte ich noch, ich habe einen schwerkranken mann zu betreuen und wenn wir das geschafft haben, dann werden wir leben und nicht pflegen. heute ist das der fall.

es tat lange weh aber ich habe für mich einen schlußstrich gezogen, ich bin auch nicht mehr böse auf die beiden, denn ich weiß, jeder mensch bekommt seine strafe. der eine eher und der andere später.

liebe grüße, peggy
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