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Alt 20.10.2002, 15:18
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe Heike,

auf zwei deiner Fragen würde ich gerne eingehen.
1. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Menschen mit ihrem Leben abschließen müssen?
Natürlich kann kein Arzt sagen, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Sehr unverantwortlich, wenn er es dennoch tut. Ich persönlich glaube, dass ein kranker Mensch selbst genau weiß, ob für ihn noch Hoffnung besteht oder nicht. Die Frage ist dann, ob er dieses Wissen für sich behält oder seinen Angehörigen mitteilt, z.B. durch versteckte Andeutungen. Jemand, der hier nicht besonders sensibel und aufmerksam ist, wird die Andeutungen wahrscheinlich nicht verstehen.
2.Warum müssen Menschen sich zwangsläufig irgendwann mit ihrem Tod auseinandersetzen?
Wenn ein Mensch den eigenen Tod aus dem Bewusstsein wegdrängt, sich also nicht damit auseinandersetzt, tut er es ja auf eine gewisse Weise auch. Dann hat er doch zumindest an irgendeiner Stelle entschieden, dass er darüber nicht nachdenken möchte.
Ich persönlich glaube, dass jeder, der die notwendigen geistigen Fähigkeiten dazu besitzt, sich in der Situation der Konfrontation mit dem Tod auch in irgendeiner Weise damit befasst. Zu welchem Ergebnis er gelangt, also ob es ihm etwa gelingt, den eigenen Tod zu akzeptieren, ist eine andere Frage. Es ist auch eine andere Frage, ob er seine Mitmenschen wissen lässt, welche Gedanken er sich gemacht hat oder ob er sie schonen will oder sich unverstanden fühlt oder dergleichen.

Viele Grüße. Anja
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