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Alt 20.10.2002, 15:44
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe Anja,

zu den zwei punkten:
der erste ist ein bisschen aus den kontext gezogen: es ist nicht nur: wann ist der zeitpunkt gekommen ? "der kranke persönlich weiss am besten, wann der zeitpunkt gekommen ist". die frage, die ich gestellt habe ist, warum glaubt der kranke, dass der zeitpunkt gekommen ist ? weil die ärtze es gesagt haben, weil das krankheitsbild es so "vorschreibt", weil das alle in seiner umgebung glauben, oder und das ist die elementare frage: weil er es einfach weiss, aus seinem inneren ? wie ist er dort hingekommen, zu diesem "gefühl" ? weil niemand mehr an ihn geglaubt hat, weil er nicht mehr an sich geglaubt oder weil die strapazen der krankheit einfach ihr recht forderten ?
das ist für mich die frage, die sich nicht beantworten lässt. und genau darum mag ich keine modelle. sie setzen etwas voraus, was niemand wissen kann. für mich ist und bleibt das sterben etwas, von dem niemand weiss, wann es kommt und wie es kommt. und das ist auch gut so. ich will es gar nicht wissen, weder bei mir, noch bei meinen angehörigen. nie hätte ich meinen mann so begleiten können, wenn ich vorher gewusst hätte, was mich erwartet. so habe ich mich nur auf eines verlassen: auf mein gefühl. und ich hoffe, das das so richtig war. und ich will nichts interpretieren, von dem ich nicht weiss, ob es auch auf meinen angehörigen zutrifft.
und noch einmal: man kann leben nicht theoretisch denken, und sterben erst recht nicht.
ich kann heute mit überzeugung sagen, ich möchte keine lebenerhaltenden maßnahmen, wenn es mich erwischt. ob ich dann in dem moment genauso denke, ist eine ganz andere geschichte.
ich habe natürlich darüber nachgedacht, was ist, wenn mein mann nicht mehr bei mir ist. blanke theorie - nichts trifft die wirklichkeit !

Viele Grüße
Heike
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