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Alt 21.04.2005, 11:29
Gast
 
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Standard Unsere Mutter liegt im Sterben

Hallo,

wie schön, so schnell so liebe und tröstende Beiträge zu erhalten. Vielen Dank!!

Unsere Mutter quält sich sehr! Ich wünsche ihr einfach nur noch, dass sie bald gehen kann und ihr Körper mit ihrer Seele gleichzieht, denn die Seele ist bestimmt schon nicht mehr wirklich hier. Ich hoffe und ich glaube, dass meine Mutter bald aus diesem "bösen Traum" aufwacht - beim Abschied brachte sie mühsam noch die Worte auf "Ich habe geträumt... das alles hier ist einfach nur ein Traum gewesen" und ich glaube, das ist wirklich so.
Das Leben hier auf dieser furchtbaren Welt mit dieser beschissenen, miesen Krankheit, wird nur ein Traum für sie gewesen sein und bald wacht sie in einer viel schöneren Welt auf und hat endlich ihre Ruhe vor dem ganzen Mist hier!!!
Das tröstet mich etwas.
Wir müssen zwar hier weitermachen, aber sie hat es bald geschafft und es geht ihr gut!

Gestern Abend sah es mehrfach so aus, als wenn es soweit wäre. Doch ihr Körper quält sich und will noch nicht gehen. Der Medikamentencocktail wurde nochmal umgestellt und höher dosiert.
Nun heißt es wieder warten.


@ Briele
Ja, ich bin auch ganz dankbar um diese Schutzfunktion. Scheinbar gab es letzte Woche bei mir eine Art "overflow" und dann wurden alle Systeme runterfahren. Ich habe Angst davor, wenn sie wieder hochgefahren werden und das Verstehen und Begreifen einsetzt.

Briele, danke für die Schilderung Deines Erlebnisses mit Deiner Mama. Das tröstet mich ein wenig. Vielleicht empfinden die Angehörigen das Sterben als ganz ganz schlimm und in Wirklichkeit ist es etwas schönes für den Sterbenden und das kann uns aber keiner mitteilen? Ich hoffe es. Wenn man das nur wüsste.


@ Alina
Bewundernswert, dass Du bis zum Schluss dabei warst. Bei uns war es schon immer so, auch während den diversen Krankheitsphasen, dass unsere Eltern uns Kinder (dabei sind wir jetzt ja auch schon 28 und 25) schützen wollten. Wir durften auf den Wunsch meiner Mutter hin nur selten ins Krankenhaus, weil sie nicht wollte, dass wir sie so schwach sehen. Das war nicht einfach für uns, aber es war ihr Wunsch und den respektierten wir.
Jetzt hatten wir vor zwei Tagen einen ergreifenden Abschied, sie wollte uns sehen und hat sich von uns verabschiedet. Und in der jetzigen Phase sehen wir sie gerade nicht. Das ist auch wieder nicht einfach, auf der anderen Seite wurden wir immer so ferngehalten von den Phasen, in denen es ihr wirklich schlecht ging, dass es wahrscheinlich wirklich ein großer Schock wäre.
Ich möchte aber heute vielleicht wenigstens nochmal kurz rein, um ihren Kampf mit dem Tode zu sehen und um verstehen zu können, dass sie nicht mehr lange da sein wird. Denn dieser "Schutz" von meinen Eltern verhindert auch das Verstehen, was da bald passieren wird. Ich habe aber auch große Angst davor.
Und ich weiß: Es wäre nicht der Wunsch meiner Mutter, dass wir sie in dieser Phase so leiden sehen, das respektiere ich eben. Ist aber nicht leicht.
Ich bin froh, dass wir den Abschied hatten und in den letzten Tagen noch oft da sein konnten.

Alina, auch die Worte Deiner Mutter kurz vor ihrem Tod trösten mich. Wenn eine Sterbende sagt, dass das Sterben wunderschön ist, dann muss das doch einfach so sein!!!

Was ein paar letzte Worte angeht: Mein Vater hat ihr nun auch gesagt, dass sie doch gehen kann... dass sie sich nicht mehr quälen soll... dass wir immer bei ihr und sie immer bei uns sein wird.
Ich selbst bin froh, dass ich meiner Mutter bereits alles gesagt habe, was ich sagen wollte. Wir haben vor dieser letzten Phase im Krankenhaus auch noch einige Dinge aus der Kindheit geklärt. Es ist alles im Reinen. Sie kann gehen, denke ich, sie selbst hat alles gesagt, was zu sagen war und ich auch.


@ Kerstin
Danke auch für Deine Worte.
Wie schön, dass mir Hinterbliebene hier antworten. Ich wusste wirklich nicht, wohin damit, aber Eure Erfahrungen und Worte tun mir sehr gut. Ihr wisst eben genau, was wir zur Zeit durchmachen.
Ich habe auch Angst vor der Endgültigkeit. Aber ich begreife es zur Zeit noch nicht. Nach Euren Worten habe ich mir aber nochmal Gedanken gemacht, ob noch irgendetwas offen wäre, aber wir haben alles vor einigen Tagen und Wochen geredet... wir haben uns schon mit dem Thema Sterben beschäftigt... und meine Mutter auch. Ich bin daher heilfroh, dass es so war, auch wenn es schwierig war.
Denn was bis vor zwei Tagen ungeklärt war (da war sie auch noch ab und zu in dieser unseren Welt), würde es ein Leben lang bleiben.

Ich danke Euch!
Nachher fahre ich wieder mit meinem Bruder ins Krankenhaus. Er liest auch manchmal hier und ich denke, ihn trösten Eure Worte vielleicht genauso wie mich.

Liebe Grüße
maryleen
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