Thema: Beerdigung
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Alt 04.05.2005, 23:21
Gast
 
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Standard Beerdigung

Liebe Kaja,

nun ist schon viel gesagt worden zu deiner wichtigen Frage. Ein paar Zeilen trotzdem noch von mir:
Ich habe meine Mutter verloren. Sie hat wohl sehr deutlich gespürt,dass es dem Ende zugeht, denn in der letzten Woche vor ihrem Tod ( sie war zuhause und es ging ihr eigentlich "ganz gut")sprach sie immer in kleinen "Portionen" auch über ihr Begräbnis.Sie suchte z.B.ein Foto von sich und gab es mir. Viel sprach sie darüber, was sie NICHT will, nämlich salbungsvolle Worte und übertriebenen Aufwand, keine teure Beerdigung,kein Blumenmeer (lieber Spenden für die Kinderkrebshilfe ).Dann hatte sie noch einen besonderen Auftrag für mich: Sie wollte,dass ich den Begräbnisteilnehmern sagen soll,dass sie keine Angst vor dem Sterben hatte,dass die Schmerzen erträglich waren und dass sie sie keinesfalls bemitleiden sollen ( sie hasste Mitleid,traute diesem Gefühl nicht ).Weiters sagte sie:" Sag ihnen,sie sollen nicht weinen, denn ich habe dann ja ausgelitten, ich bin dann bei Jesus, da bin ich sicher"

Als sie dann starb und 1000 Dinge zu organisieren, viele Fragen zum Begräbnis zu beantworten waren, da wußte ich einfach Bescheid.Es gab kein Grübeln darüber, welche Musik,welcher Spruch ,welcher Sarg zu wählen war und welche Leute einzuladen sind.
Mit Trost und auch ein wenig Stolz hat es mich erfüllt, dass ich es schaffte,eine Rede sozusagen in Stellvertretung von ihr zu halten und den anderen das zu vermitteln, was die letzte Botschaft meiner Mama an sie war. Hatte dabei das starke Gefühl,sie steht neben mir und gibt mir die Kraft dazu.( die Rede war unkonventionell- wie meine Mutter es auch war )Der Pfarrer bemühte sich wirklich, er kannte sie auch- letztlich war es aber nicht so wichtig,was er sagte, er und die Kirche waren auch meiner sehr gläubigen Mutter nie sehr wichtig gewesen.
Es war ein trostvolles Begräbnis, es war Mamas letzter "Auftritt" in dieser Welt und er war wohl so,wie sie sich das wünschte,nämlich eigenwillig und auf( für sie ) Wesentliches konzentriert.
Noch heute-10 Monate danach- bin ich ihr dankbar für ihr Vertrauen zu mir, für ihren Mut und ihre Klarheit. Sie hat mir ihr Begräbnis anvertraut und mir damit auch gezeigt, wie tief unsere Beziehung und innere Verbundenheit war.Sie hat es mir zugetraut, dass ich mit ihr zusammen auf ihren Tod hinschaute und dies war es u.a.,was für mich alles verkraftbarer machte.

Das also ist meine Antwort,liebe tapfere Kaya, nämlich mit den Angehörigen, vielleicht aber auch nur mit dem, der am meisten Bereitschaft und "Reife" dafür zeigt, darüber zu sprechen ( mit meinem Bruder hätte es Mama nicht besprechen können, er war noch ganz "woanders" )
In Gedanken bei dir,
Alina
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