Thema: Überleben?
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Alt 15.06.2005, 15:33
Gast
 
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Standard Überleben?

Liebe Manu

Lass die Tränen zu, egal wann und wo, sie befreien.

Weisst du, wir verstehen schon, dass du dich hier noch wohlfühlen tust, die Zeit die ihr von der Diagnose an bis zu seinem Tod hattet, war wahnsinnig kurz, 2 Monate, 8 Wochen oder nur 60 Tage um etwas zu erfassen, begreifen oder gar zu akzeptieren ist unmöglich, erst recht nicht wenn alles Schlag auf Schlag geht und man nicht mal einen Funken von Chance hat mal Luft zu holen, Inne zu halten und zu überlegen was mit einem - mit euch beiden - passiert ist. Man ist in diesem Sog gefangen, kein rechts und kein links abbiegen ist möglich, einfach ab durch die Mitte unaufhaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste. Dann kommt der Tag X, plötzlich ist mit dem Tod des geliebten Menschens nicht nur dieser Weg, sondern auch dieser Sog der Behandlung ist weg. Nun kommt die Zeit, dass was vorher war zu begreifen, oder zu lernen zu begreifen, zu verstehen, sich dem zu stellen, sich auseinander zu setzen mit dem was war (die Krankheit Krebs mit seinen ganzen Folgen) und dem was ist der Trauer. Wenn jemand so schnell gehen muss, kommen die Hinterbliebenen nicht drumherum beides gleichzeitig machen zu müssen, um dann, irgendwann wieder Platz für anderes zu bekommen. Das verstehen viele die noch nie in dieser Lage waren nicht.

Auch wir sind nach fast 3 Jahren kranksein immer noch in einem Sog drin, ist aber nicht mehr so wie zu beginn, weil wir uns nun austauschen können und uns mit dem Krebs auseinander gesetzt haben. Wir merken aber doch, dass es immer wieder so Sogphasen gibt, so auch bis vor ca. 3-4 Wochen als Willy alle paar Tage seine hohen Fieberschübe wegen seinem paraneoplastischen Syndrom hatte. Heute haben wir das Gefühl, das ist schon so lange und weit entfernt. Bis es wieder anfängt.

Versuch es deinen Freunden mal so zu erklären, vielleicht verstehen sie es dann etwas besser. Handkehrum, sie haben recht du hast alles gemacht was möglich war. Das aller wichtigste ist du warst für ihn da. Liebes, lass dich nicht kaputt machen.

Du fragst dich mit einem unterschwelligem Selbstvorwurf, warum du nicht früher im KK warst, wir waren es auch nicht, wir hatten erst Internetanschluss 1,5 Jahre nach der Diagnose, da waren Diagnose, Chmeo/Bestrahlung und Op. sowie REHA schon durch. Wir dachten auch wir stehen alleine da, anfangs waren die Freunde alle da und dann, nun haben wir 2-3 Handvoll, dafür solche die uns durch Dick und Dünn beistehen. Wir glauben niemand ist gefeit von diesem Wandel in Beziehungen.

Wünschen dir ganz, ganz viel Kraft, alles Liebe Liz und Willy im Doppelpack

Wir sind nur ein Doppelpack aus Millionen von Doppelpacks, man muss sich nur zum Doppelpack bekennen.

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na ob es sich wirklich was geändert hat wissen wir nicht.
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