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Alt 17.06.2005, 00:49
Gast
 
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Standard chron. lymp. Leukämie

früher, d.h vor mehr als 3 Jahren war ich oft im Krebskompass, eigentlich täglich. Mein Mann war an Magenkrebs verstorben. Da das alles so schnell ging(denn er war nie krank) war ich völlig am Boden. Plötzlich stand ich ganz allein, ohne Angehörige oder anderen mitfühlenden Menschen da.
Ich war allein mit meiner CLL! Vor mehr als 9Jahren (es war an meinem 44.Geburtstag) erfuhr ich mehr oder weniger durch Zufall von dieser Diagnose. Wielange diese Krankheit mich da schon "begleitete" weiß ich nicht.
Von dem Hämatologen, zu dem ich sofort überwiesen wurde, erfuhr ich, daß es ziemlich selten ist, in diesem Alter an CLL zu erkranken.
Meist betrifft es Menschen jenseits der 60.
Als ich im sogenannten Stadium A nach Binet war, hatte ich überhaupt keine Beschwerden. Die Blutwerte wurde regelmäßig kontrolliert, mehr nicht. Es gibt auch keinerlei Einschränkungen im Leben. Habe mir dann gesagt, ich hätte ja auch an einer anderen Form der Leukämie erkranken können und das ist dann weitaus schlimmer! Also ignorierte ich dieses Krankheit, sie war für mich einfach nicht vorhanden. Auch ich habe viele Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet und weiß, je mehr man sich ständig mit seiner Krankheit beschäftigt, desto schlimmer kann es werden.
Natürlich sollte man sich kundig machen über Behandlungsmethoden und über den evtl. Krankheitsverlauf. Nur, daß Schlimmste ist, sich ständig mit dieser Sache zu beschäftigen, selbst von Angehörigen ständig bemitleidet zu werden und sich zu sagen, oh Gott, ich habe Blutkrebs!!!
Die Prognose ist sicher unterschiedlich, aber ältere Menschen sterben eher an Herzkrankheiten o.ä. altersbedingten Krankheiten als an dieser CLL. Es gibt außerdem in der Zwischenzeit so viele gute Behandlungsmöglichkeiten ohne große Nebenwirkungen.
Auch ich habe im Laufe der fast 10Jahre insgesamt dreimal eine orale Chemotherapie mit Leukeran überstanden, ohne wesentlich leiden zu müssen. nach jeder Therapie hatte ich 1 1/2 bis 2 Jahre sehr gute Werte und mußte nur alle 3Monate zur Kontrolle.
Nach dem Tod meines Mannes, waren die Werte nicht sehr gut. Denn plötzlich bekam ich Angst vor der Krankheit weil ich ja allein war.
Aber ich mochte dieser Krankheit keine Chance geben und habe mich wieder besonnen, einfach nicht ständig daran zu denken.
Jetzt habe ich zum ersten Mal Probleme, denn die Leukos und Lymphozyten sind in dem letzten halben Jahr sehr angestiegen. Mein Immunsysten ist ziemlich down und ich bekomme einen Infekt, welchen ich seit November habe , einfach nicht mehr in den Griff, trotz Gammaglobulin Infusionen. Naja, ich fühle mich mit meinen 53 Jahren oft wie 70 und bin ziemlich antrieblos und schnell müde.
Nun werde ich zum ersten mal eine "richtige" Chemotherapie über mich ergehen lassen müssen.
Aber, es ist doch nicht gleich das Ende!
Natürlich ist es für alle Betroffenen und oft noch mehr für die Angehörigen, eine entsetzliche Diagnose!
Aber warum immer gleich diese "Weltuntergangsstimmung"?
Ein älterer Mensch welcher an Diabetes erkrankt und ständig zur Dialyse muß, ist der etwa besser dran? Oder andere Krankheiten(Parkinson, Alzheimer, Infarkte usw.) Diese Menschen leben mit meist einer kürzeren Lebenserwartung und mit viel erheblicheren Einschränkungen als mit einer CLL.
Also, denkt doch auch mal ein bissel positiv, vorallem im Interesse Eurer Angehörigen!

In diesem Sinne
alle guten Wünsche an meine "Leidensgenossen", vorallem verständnisvolle, aber nicht überängstliche Angehörige!
Chris
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