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Alt 03.07.2005, 08:48
Gast
 
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Standard Kleinzeller und Chemo

Hallo!
Hab am Montag die Diagnose für meinen Mann (74) erhalten: kleinzelliges Bronchialkarzinom - undsuche seitdem in div. Foren nach Infos - obwohl - ihm hilft's wahrscheinlich nicht mehr viel.
Angefangen (?) hat alles im März (Gewichtsverlust ca. 15 kg), dann schnellten ab Mai die Blutzuckerwerte in die Höhe (Typ II-normalerweis mit Tabl. so auf 130-180, jetzt 400 bis zur Einlieferung ins KH 541!!), hinzu kamen ab Mitte Mai Ödeme in beiden Füßen (von jetzt auf gleich) und eine ständige Schlappheit + Schwindelgefühle.
"Behandlung" beim Diabetologen: eigentlich nur Untersuchungen, Hinweis auf Diabetikerschulung (warum er nicht direkt Insulin gespritzt hat frag ich mich bis heute!! - nur leider war unser Hausarzt in Urlaub und wir gingen zum angeratenen Spezialisten - Ergebnis: Enwässerungstabl., die denn Kaliumspiegel extrem abschmieren ließen, Kalium-Tbl, um dem entgegenzuwirken, wieder Untersuchungen ("mir fehlt da noch ein Puzzlestück" - jetzt weiß ich was dieses fehlenende Stück ist!!)- Ab zum Thorax-Röntgen - klar: chron. Bronchitis (er hat seit dem 15. Lebensjahr geraucht) aber kein Hinweis auf Lungenkrebs auf dem Röntgenbild!!
Nachdem vom Diabetologen/Internisten das ganz m.E. nicht zügig genug angegangen wurde, war endlich auch unser Hausarzt wieder da: hin, direkt Einweisung ins Krankenhaus- allerdings ohne
diesen schrecklichen Verdacht - dann Untersuchungen, Lungen CT, Bronchoskopie, Leber-Punktion - da hab ich schon was geahnt: und der Spruch des Arztes ("als Arzt hat man nicht nur positive Nachrichten zu überbringen" tat ein Übriges!)
Hinweis : ich bin 30 Jahre jünger, wir haben eine kleine Firma, ich bin eigentlich sehr selbstständig + grundsätzlich positiv eingestellt.
Unsd so bin ich auch immer ins Krankenhaus gekommen: "na ja, dann hängst Du eben an der Nadel (Insulin), damit kann man alt werden, die Ödeme kriegen wir auch noch weg....
Und dann hab ich den Arzt angerufen: was ist eigentlich Fakt??
Er meinte, eigentlich dürfte er es mir nicht sagen (der Widerstand war allerdingssehr gering!!) und dann haben wir kurz am Telefon gesprochen und ein weiteres ausführliches Gespräch vereinbart. Auch zum Thema Behandlung.
Mein Mann wußte es schon, hat ihm aber gesagt, daß ich neben dem ganzen Trouble nicht auch noch damit belastet werden sollte.
Quatsch - ich bin ja nicht blind + taub und die Untersuchungen kann man ja auch einordnen.
Sicher - bei 30 Jahren Altersunterschied ist es mehr als wahrscheinlich, daß der ältere Partner zuerst stirbt - trotzdem alles Sch...
Ich hätte gerne noch unser gerade renoviertes haus mit ihm genossen, und mit ihm zusammen die Gartengestaltung in Angriff genommen!!
Morgen fängt die 1. Chemo an - Carboplatin + Etoposit + 2 Tage Etoposit. Mal abwarten, wie er sie verträgt.
Hab mit beiden behandelnden Ärzten gesprochen: nicht heilbar, aber das Allgemeinbefinden sollte sich dadurch bessern! Wenigstens etwas, wenn's denn wirkt.
Bin selbst mehr als kritisch zu Chemo eingestellt, aber mein Mann möchte es + die Ärzte versprechen sich zumindest etwas mehr "Lebensqualität" -also abwarten, und auf den jeweiligen Zustand reagieren.
Er will natürlich nach Hause (verständlich nach 4 Wo. KH), und vor Ort gibt's einen Onkologen + Schmerztherapeut + unseren Hausarzt.
Also: Angriff!! und weiter nach Vorn!!
Die ganz harten Zeiten werden auch noch kommen.
Hab auchmit ihm inzwischen offen darüber gesprochen, dass die Diagnose feststeht - und wir gehen z.Zt. eigentlich ganz gut damit um (den Umständen entsprechend)
Vorgestern hab ich mir einfach einen Rollstuhl organisiert und hab ihn runter in die Cafeteria gefahren - Kaffee trinken und eine rauchen (Arzt: ich werd jetzt mit Sicherheit ihrem Mann nicht das Rauchen verbieten!!)
Hat ihm gutgetan - auch mal aus dem Zimmer rauszukommen (nicht nur für Untersuchungen!!)
Gestern hab ich ihn dann im Rolli entführt auf den Parkplatz: dort wartetet unsere 2 Hunde im Auto - er hat sich so gefreut sie wieder zusehen - er hat zwar geheult wie ein Schloßhund + ich auch - aber es hat ihm auch gutgetan - also volle Kraft voraus! Damit er nach Hause kommt und uns 3 wieder um sich hat!! Jedenfalls werd ich versuchen, je nach Zustand, alles was er möchte auch noch zu realisieren (- und hoffe innerlich doch, daß er nicht allzu lange leidet!!) Lieber noch eine kurze intensive Zeit, als ein langsames Dahinsterben (trotz Morphium etc.)!!
So, es tat gut, dies alles mal zu schreiben, obwohl ich gute + auch realistische Freunde + Freundinnen + meine Mutter + Schwester habe, mit denen ich immer reden kann.
Ich bin schließlich leider kein Einzelfall!
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