Hormonelles
Liebe Claudi 40,
nein, ich will hier Niemanden zum Absetzen seiner Medikamente verführen und von Aufruf kann schon gar nicht die Rede sein. Das Wichtigste ist auch, seinen Ärzten zu vertrauen. Manche aber haben doch sehr heftige Nebenwirkungen und eine große Abneigung gegen diese Therapie. Vielleicht ist da ja ein Warnhinweis unseres Körpers? Tamoxifen ist ja wirklich schon gut erforscht, aber eben auch in seiner Toxizität.Ich muß das Alles aber auch nicht wissen mögen und kann auf den Arzt vertrauen. Manche aber wollen es wissen.
Mir persönlich geht es generell um die künstliche Beeinflußung unseres Hormonhaushaltes, die immer wieder als harmlos hingestellt wurde. Als ich jung war, war beispielsweise das Stilböstol, ein künstliches Gestagen ein Wundermittel, bis sich dann herausstellte, daß es in der Nachkommenschaft schwerwiegende Schäden verursachte. Wie so oft, dauerte es aber noch geraume Zeit, bis das öffentlich wurde. Ohne das Engagement von Susan Love wäre auch nie die WHO-Studie zustandegekommen. Bis dahin aber glaubte man guten Gewissens, daß HRT die Frauen vor sonst was schützt. Ohne Studien wäre auch nicht aufgefallen, daß Tamoxifen nur begrenzte Zeit wirkt, sich der Effekt dann umzukehren scheint. Also, ich bin schon sehr für diese Wissenschaftlichkeit. Es gibt aber die Tendenz der Verharmlosung, die im Interesse der Industrie ist. Daher ist es für mich wichtig, kritische Berichte zu lesen.
Hier noch ein Zitat aus der Buchbesprechung von S. Love´s Brustbuch:
Die wahre Botschaft lautet also nicht einfach, dass Tamoxifen gut oder schlecht ist. Das Medikament ist interessant, doch verstehen können wir es bis heute nicht ganz. Als sinnvoll erscheint die Einnahme über einen Zeitraum von höchstensuch fünf Jahren nach einer Brustkrebsdiagnose. Bei jeder weiteren Anwendung gilt es, Risiken und Vorteile sorgsam gegeneinander abzuwägen. ...........
Wieder einmal sind wir enttäuscht worden von dem, was wir als die "Wahrheit" über Krebs erhofft hatten. Eine Wunderpille ist nur für manche Frauen ein echtes Wunder, für andere nicht. Es gibt keine Gewissheit darüber, wer zu welcher Gruppe gehört. Doch je mehr Forschung betrieben und je mehr klinische Untersuchungen angestellt werden, umso besser - egal, wie widersprüchlich die Ergebnisse sein mögen. Die "Wahrheit" werden wir vermutlich nie kennen, aber unsere Hypothesen werden immer besser.
Susan Love ist Chirurgin und Autorin von "Das Brustbuch" (dtv, München 1997
Das läßt auch hoffen.
Viele Grüße
Anka
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