[Frederik]

Liebe Lea,
eigentlich bin ich schon fast weg (im Urlaub) aber doch noch über deinen Beitrag gestolpert. Das Thema, was Du hier ansprichst, ist ein sehr schwieriges. Deine Situationen erleben wohl viele Angehörige (wie ich). Man muss fast jedes Wort auf die „Goldwaage“ legen, da Krebspatienten aufgrund ihrer großen psychischen Belastung, was ja auch verständlich ist, anders als in „normalen“ Situationen reagieren. Die extreme nervliche Anspannung kann oft dazu führen, dass übliche Verhaltensweisen nicht mehr so steuerbar sind im unbelasteten Zustand.

Ein vermeintlich gut gemeinter Ausspruch des Angehörigen (für „Normalsituationen“) kommt auf der anderen Seite völlig anders an und kann zu erheblichen Missstimmungen führen. Auch ich erlebe das immer wieder.

Nun kann ich anderen schlecht einen Rat geben, wie sie sich verhalten sollten, deshalb möchte ich erläutern, wie ich versuche das Problem zu lösen: Erst mal versuche ich, unter dem Eindruck der besonderen Situation, das Kontra nicht auf mich persönlich zu beziehen. Ich denke, der Kranke „rebelliert“ gegen die Situation, auch wenn er mich direkt anspricht. Dann versuche ich ein wenig Ruhe in diese Situation zu bekommen, z.B. dadurch, dass ich nicht direkt darauf reagiere. Wenn die angespannte Situation sich etwas entspannt hat (das können Minuten, Stunden oder auch mal ein Tag sein) versuche ich über das Geschehene zu sprechen (ohne Vorwürfe) und mit dem Kranken eine Lösung zu suchen. Man muss ihm deutliche machen, welche Motivation hinter der eigenen Handlungsweise steckt und wie das Ganze gemeint war. Manchmal kann der Kranke dann auch ganz nachvollziehbar erläutern, wie er das alles verstanden hat und mir damit zeigen, welchen Fehler ich gemacht habe. So kann man gemeinsam Pläne schmieden, wie solche Situationen vermieden bzw. gemindert werden können.

Wie gesagt, für den gemeinsamen Austausch muss es wieder etwas ruhiger sein. Ein Lösungsversuch in einer eskalierenden Situation bringt nach meinen Erfahrungen keinen großen Erfolg.

Ich hoffe, dass ich Dir ein wenig helfen konnte. Bis nach meinem Urlaub...

Liebe Grüße
Frederik