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Alt 21.08.2005, 23:43
Kim Kim ist offline
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Standard AW: auf einmal ist alles anders....

Zitat:
Zitat von Peter
Ich frage mich aber nun...wie lange wirkt denn Cortison wenn es vom Körper aufgenommen ist...und gibt es vielleicht verschiedene Kortison zusammensetzungen?

So könnte man dann erklären das das eine verteilt über den ganzen Tag wirkt oder das andere verteilt eingenommen werden muß weil es schneller aber dafür nicht so lange wirkt....
Hallo Peter,

es gibt zwar verschiedene Cortison-Arten, allerdings liegen die Unterschiede eher in der spezifischen Wirkungsweise. z.B. wirken Cortison-haltige Salben heutzutage meistens nur noch in den Hautschichten und das Cortison gelangt gar nicht mehr in den Blutkreislauf. Die Tabletten (bzw. Injektionslösung, falls man das Cortison über die Vene bekommt) sind allerdings von der Wirkung her alle relativ gleich und haben nur unterschiedliche Wirkstoffmengen, damit die Dosierung individuell an den jeweiligen Patienten angepasst werden kann.

Wenn die gesamte Tagesdosis Cortison morgens eingenommen wird, sinkt der Pegel im Körper langsam ab gen Abend - genau das ist bei der morgendlichen Einnahme gewollt. Bei mehreren Gaben über den Tag verteilt versucht man dagegen einen eher regelmäßigen Spiegel aufzubauen. Dann gibt es noch die Möglichkeit, ein Depot anzulegen, indem man Cortison in den Muskel spritzt - hierbei wird das Cortison sehr gleichmäßig in den Kreislauf gebracht und es wird ein fast immer konstanter Spiegel künstlich hervorgerufen. Das Depot über eine i.m. Injektion war früher - als begonnen wurde, mit Cortison zu behandeln - sehr weit verbreitet. Es gilt heute jedoch in fast allen Fällen fast schon als Kunstfehler, weil der künstlich hervorgerufene konstante Cortison-Spiegel sehr viele Nebenwirkungen nach sich zieht und auch bis zu einer Nebennierenrinden-Atrophie (Verkleinerung - die Zellen, die für die Hormonproduktion zuständig sind, werden abgebaut) führen kann.

Im Körper wird die Cortisol- (das Körpereigene Cortison) Produktion bzw Ausschüttung durch einen komplizierten Regelkreis gesteuert. (Reicht das als Erklärung oder soll ich ausführlicher schreiben?) Abends ist der Cortisol-Spiegel im Körper sehr niedrig - das wird erkannt und so wird über Nacht wieder genug Cortisol für den folgenden Tag produziert. Wird jetzt aber ein Depot angelegt oder abends Cortison eingenommen, dann wird die nächtliche Cortisol-Produktion nicht in Gang gebracht, weil der Körper irrtümlich davon ausgeht, dass genug Cortisol vorhanden ist.

Bei einer konstanten oder abendlichen Cortisoneinnahme muss von daher meistens mehr Cortison genommen werden, weil der Körper die eigene Cortisol-Produktion ja ebenfalls zurückfährt bzw einstellt - das muss zusätzlich ausgeglichen werden.

Inzwischen wird deshalb immer mehr Cortison nur noch morgens eingenommen - um den Körper nicht zusätzlich negativ zu belasten und so viele natürliche Funktionen wie möglich beizubehalten. Sofern es möglich ist, sollte man deshalb möglichst abends kein Cortison mehr einnehmen oder nur eine geringere Dosis.

Viele Ärzte sind die gleichmäßige Dosierung aber noch gewöhnt und es hat sich irgendwie "eingeschlichen" das beizubehalten, besonders wenn ein Patient nachts über Beschwerden klagt. Meiner Meinung nach sollte ein Arzt dann aber den Patienten über die erhöhten Nebenwirkungen aufklären und den Patienten so mit eintscheiden lassen.


Ich habe versucht, das jetzt mit so wenig Fachchinesisch wie möglich zu schreiben. Wenn ihr aber etwas nicht versteht oder Fragen dazu habt: fragt bitte einfach.

LG Kim
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