[Daniela1]

Liebe Tante Briele!

Ist nicht so schlimm, hört sich ja fast gleich an, und schreibt sich auch fast so.

Wahrscheinlich hast Du recht, es hilft mir Mamis Fotos anzusehn.Obwohl viele Außenstehende sagen ich quäle mich, aber es tut mir gut ihr lachen zu sehen, denn Mami hat gerne gelacht und viel auch wenn es ihr nicht gut ging hat sie ihr lachen nie verlernt. Auch habe ich noch Ihre letzten SMS gespeichert die sie mir vier Tage vor Ihrem Tod schrieb. Und ihre Nummer habe ich auch noch gespeichert.

Bitte verzeih mir wenn ich das jetzt schreibe, ich beneide dich etwas um deinen Schatz. Wie gerne würde ich Mamis Stimme auf Tonband haben. Du hast etwas sehr wertvolles, auch wenn du sie noch nicht anhören kanst, vielleicht kommt die Zeit wo du es kannst.

Irgendwie bedrückt es mich sehr das wir immer nur von uns schreiben, auch für dich muß alles sehr schwer gewesen. Du hast die beiden wichtigsten Menschen ins so kurzen Abständen verloren. Wie groß muß dein Schmerz gewesen sein. Verzeih das ich nie danach frage wie es dir geht.

Wie könnte ich Dich für überheblich halten. Alles was du schreibst versteht auch mein Verstand, aber mein Herz sagt mir was anderes. (noch).

Auch ich bin gerade dabei an Menschen zu schreiben die Mami gekannt haben. Z.b. Hatte sie wie sie in Bad Ischl auf Erholung war sehr viele Bekanntschaften geschlossen. Nur leider kam es nie zu irgendwelchen Treffen da alle sehr verstreut wohnen. Mir sind bei Ihren sachen einige Briefe in die hände gefallen und ich bin gerade dabei allen zu schreiben.

Meine liebe Briele!
Du hast schon lange einen Hilfsanker für uns ausgeworfen. Für mich bist du, Alina und Isa wie ein Hilfsanker. Bei euch fühle ich mich verstanden und nicht allein.
Wahrscheinlich kann man das von Aussenstehenden oder Menschen die diesen Schmerz noch nicht miterleben mussten auch nicht erwarten.
In letzter Zeit höre ich immer wenn ich auf die Frage "wie gehts dir", mit nicht "so gut" antworte. Trauerst du immer noch, das wird schon, du mußt weiter leben, das wird wieder, nach zwei drei Monaten geht schon wieder.

Mich kotzt das an. Auch wenn ich weiß das es nicht böse gemeint ist. Sie wissen es halt nicht besser.
Und so wie du schreibst, man hält es einfach aus und es vergeht tag um Tag und irgenwie schafft man auch Tag um Tag.
Auch ich habe mir so eine Art Gedenkstätte gemacht, und es tut gut.

Weißt du ich habe mir schon fast gedacht ich werd ein bisschen verrückt, denn auch ich habe Sachen von Mami zuhause die ich gerne anziehe. Und ihre Uhr die sie im krankenhaus hatte habe jetzt ich. Aber es ist wahrscheinlich wirklich so eine Art festhalten. Einfestklammern.

Du hast mich gefragt wie es Stefan geht. Er ist sehr zurückhaltend und er kann z.b. keine Fotos von Mami sehn. Er ist nie allein seine Freunde fangen Ihn sehr auf. letztes mal hat er mich um zehn Uhr abends noch angerufrn und da haben wir sicher eine halbe Stunde miteinander geredet. Und mich hat dieser Anruf sehr gefreut. Wir haben über ihn und Mami geredet. Es geht ihm innerlich nicht sehr gut das fühle ich, aber er kommt schön langsam aus sich raus. Er bekommt jetzt eine andere Wohnung denn er ist ja immer noch Mamis Wohnung. Ich habe ihm angeboten zu mir zu ziehen bis er die andere Wohnung bekommt, aber das hat er abgelehnt. Das kann z.b. nicht . Mir schnürt es den Hals zu wenn ich in Mamis Wohnung komme. Alles erinnert an sie. So verschieden sind wir doch.

Ich umarme Dich
Deine Dani