Thema: I miss you
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Alt 15.09.2005, 17:27
Simone75 Simone75 ist offline
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Standard AW: I miss you

hallo ihr beiden.
ich grüße euch ganz lieb und muss euch sagen, dass mir ganz schön die worte fehlen, wenn ich eure zeilen lese. ich habe schon ein wenig abstand zu dem, was in den letzten monaten geschehen ist. ich weiß aber, wie schwer es ist, einfach da sein zu müssen und mit ansehen zu müssen, wie der partner neben einem leidet. man kann nichts tun und fühlt sich so unendlich hilflos. der mensch, den ich einmal gelaubt habe, gut zu kennen, veränderte sich zusehends. von einem starken mann hin zu einem hilflosen wesen, dass keinerlei freunde an irgend etwas empfand. früher war mein mann wie ein fels in der brandung. er stand mit beiden beinen auf der erde und hat sich durch nichts und niemanden aus der ruhe bringen lassen. immer wieder hat er sein schicksal selbst in die hand genommen und für seine ideale gekämpf. und dann auf einmal war da nichts mehr.
abgesehen von den körperlichen leiden - die für mich kaum zu ertragen waren - kam der psychische zerfall. nichts ging mehr. er wurde verschlossen. ließ nichts mehr an sich her und war kaum noch wieder zu erkennen. er hatte keinen mut, keine hoffnung und auch der umgang mit mir veränderte sich sehr.
allerdings muss ich auch zugeben, dass ich ihn teilweise wie ein rohes ei behandelt habe, was im sicherlich nicht gefallen hat. aber woher soll man wissen, was richtig ist oder falsch.
im nachhinein ist mir klar geworden, dass wir uns viel zu sehr mit den dingen des alltags beschäftigt haben und dabei völlig vergaßen, dass wir uns haben. wir hätten für einander da sein müssen. aber wir haben regelrecht gegeneinander gearbeitet.
ich weiß nicht, ob das anderen auch so geht, aber ich habe eine ganze menge zeit gebraucht, um damit klarzukommen.
er hat nicht einmal in den ganzen monaten über den tod mit mir gesprochen. er hat nicht einmal gesagt, er will nicht sterben.
er hat niemals darüber geredet, wie er sich meine und die zukunft unserer tochter vorstellt.
er hat eigentlich überhaupt nichts mehr getan.
es war hart und schlimm mit anzusehen. ich weiß nicht, ob ich hätte mehr für ihn dasein müssen. ich habe immer das getan, was ich für richtig hielt. habe mich um alle formellen dinge gekümmert. um unser haus, unser kind, meinen job und überhaupt alles. da war auch wirklich nicht viel zeit für anderes.
aber es ist wie es ist.
liebe andrea. gebt nicht auf. auch wenn der zustand deines mannes oft nicht leicht zu ertragen ist und er sich sehr verändert hat. genießt die zeit zu zweit und vor allem nehmt euch viel zeit füreinander. ich mache mir heute vorwürfe, weil das bei uns nicht immer möglich war.

ich drücke euch beide ganz lieb und bin in gedanken immer bei euch.
eure simone
P.S. habt ihr nicht mal lust zu telefonieren????????
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