AW: Und wieder mal ein Neuling und hilflos
Hallo Sindy,
ich kann mich so in dich reinversetzten, wenn ich an die Wochen nach meinen Operationen denke, in denen es darum ging, ob ich nun eine Chemo mache oder nicht. Ich war auch 43, erst brusterhaltend operiert, dann Quadrantenreduktion, nur war bei mir war die Indikation für Chemo sehr viel eindeutiger als bei dir und trotzdem habe ich gewaltig mit mir gerungen.
Eine Sache möchte ich dir schreiben, die ich nach wie vor sehr wichtig finde. Der Onkologe, bei dem ich eine Zweitmeinung eingeholt habe, hat mir damals in etwa folgendes gesagt: Sie gelten momentan als gesund und können durchaus ohne jemals wieder Krebs zu bekommen alt werden. Die adjuvante Chemotherapie erhöht Ihre Chancen um 10-12 % gegenüber denen, die keine Chemo machen. Ob Sie, trotz Ihrer relativ ungünstigen Werte, jedoch tatsächlich zu denen gehören, bei denen der Krebs überhaupt zurückkommen würde, kann niemand sagen. Und weiterhin weiß man auch nicht, ob Sie in einem solchen Fall wiederum zu denen gehören, die von der Therapie nachhaltig profitieren. Aber Sie erhöhen Ihre Chancen und deswegen empfehle ich Ihnen die Therapie unbedingt.
Aus dieser Argumentation kann man jetzt natürlich völlig unterschiedliche Schlüsse ziehen. Entweder man nimmt alle Chancen inkl. Bestrahlung und Antihormon-Behandlung (geben zusätzliche Prozentpunkte) wahr oder man fürchtet mehr die oft gravierenden und womöglich nachhaltigen Nebenwirkungen der Therapien. Ich persönlich habe mir dann andere Sicherungen gesucht, wie sie zum Beipiel Andrea Sixt in ihrem Buch "Endlich gesund!" beschrieben hat. Leider gibts hierzu natürlich keine Prozentzahlen und ich möchte meinen Weg auch nicht als Rat an andere verstanden wissen.
Lass dir unbedingt noch etwas Zeit, informier dich. Der Onkologe nannte mir eine Zeitspanne von bis zu 8 Wochen nach der Erst-OP für den Chemobeginn. Nichts ist so wichtig, wie eine aufgeklärte Patientin zu sein, die fest vom Sinn ihrer Therapien überzeugt ist.
Ganz liebe Grüße
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Andra
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