[Michaela68]

Liebe Simone,

es ist schön, daß Deine Mutter nun zuhause ist, weniger schön und sehr traurig, daß sie so abbaut.

Man kann ihr die Zeit nur noch so schön wie möglich machen. Ich kann nachvollziehen, wie unerträglich es ist, mitanzusehen, wie die eigene Mutter immer mehr abbaut und man kann selbst nichts tun und muß zusehen. Dafür gibt es keine Worte, es ist ganz schrecklich.

Bei mir kommt zur Zeit auch alles zu kurz, die Wohnung, mein Mann und die Tiere, halt alles. Bin jeden Tag im Krankenhaus und schon für die Fahrt dorthin brauche ich fast zwei Stunden. Meine Mutter hat trotz guter Prognose zur Zeit einen Tiefpunkt, da sie durch das Haus/Garten total überfordert ist und überempfindlich auf alles reagiert. Abends telefoniere ich dann meistens noch 2 Stunden mit ihr, dann ist der Tag auch schon wieder rum.
Ich kann Dich deshalb wirklich verstehen.

Zum Thema Angst muß ich sagen, nachdem mein Opa verstorben ist habe ich mich sehr mit dem Tod beschäftigt und einige Bücher gelesen, seitdem kann ich besser damit umgehen. Früher hat mich die Angst wirklich fast aufgefressen, ich kann gar nicht beschreiben, wie schlimm das war. Mittlerweile hält es sich in Grenzen, es ist schmerzlich, einen Menschen nicht mehr um sich zu haben, aber für mich ist der Tod mittlerweile nicht mehr so endgültig und ich bin fest davon überzeugt, daß es weitergeht und das macht das Ganze ein wenig erträglicher, es schmerzt aber trotzdem.

Bei Dir kommt natürlich alles doppelt und dreifach, Deine Tante, die Dich nervt, Eure Hochzeit, die Entfernung. Wann wollt Ihr eigentlich heiraten?

Ich hoffe, Deine Mutter hat noch eine schöne Zeit und ich hoffe, sie muß nicht leiden. Auch Dir wünsche ich alles alles Gute, leider kann ich Dir die Angst nicht nehmen.

Viele liebe Grüße und ganz viel Glück für Deine Familie
Michaela