Thema: nichtstun
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Alt 03.11.2005, 18:04
hedgehog hedgehog ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: nichtstun

Mein lieber theoma,

sorry wenn ich jetzt mal kurz unsachlich werde, aber wenn ich das lese, könnte ich kotzen!

Sorry dafür, aber ich will das gerne begründen:

Bei meiner Mam ist vor 5 Jahren ein Zungengrundkarzinom festgestellt worden (sie war da übrigens auch 55), Ihr HNO-Arzt meinte, da könne man wohl nicht mehr viel machen. Ich habe sie daraufhin zu mir nach München geholt und sie dort ins KH gebracht (natürlich vorher abgecheckt, wo die besten Docs werkeln). Sie ist dann operiert worden, hat anschließend Chemo und Strahlen bekommen und hat 5 Jahre sehr glücklich fast so weitergelebt, als wenn nichts gewesen wäre. Fast heißt, dass ihr ein Teil der zunge entfernt wurde und sie dadurch leichte, wirklich leichte Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. Nun ist bei ihr auch ein BC diagnostiziert worden, sie wird vermutlich nur noch palliativ behandelt werden.
Meine Mutter lebt nach dem Tod meines Vaters in der Türkei, und würde auch lieber heute als morgen dorthin zurück. Ich habe heute mit den Ärzten darüber gesprochen, weil ich ein wenig Sorge hatte, dass sie, sobald sie die endgültige Diagnose kennt, wieder in die Türkei verschwindet.
Wenn meine Mam damals einfach "abgehauen" wäre, wäre der Tumor schön weitergewachsen, irgendwann wäre sie dann verhungert, weil der Tumor den Eingang zur Speiseröhre blockiert hätte. Durch die Operation sind ihr mindestens 5 glückliche Jahre geschenkt worden.

Man muss sich jetzt einmal fragen, was passiert eigentlich, wenn so ein BC unbehandelt bleibt. Ich kenne Deine genaue Diagnose nicht, aber als Laie kann man sich einfach vorstellen, das die Lunge ziemlich in der Mitte der meisten lebenswichtigen Organe sitzt. Die Speiseröhre z.B. ist ein beliebtes Ziel, wenn das Karzinom ein wenig wuchert. Leber und Milz sind auch nicht allzuweit entfernt.
Dass heißt für Dich, dass Du sicher noch einige Zeit in Venezuela genießen kannst (war auch schon mal dort, wunderschön!). Aber irgendwann wird sich das Ding in deiner Lunge weiter ausbreiten. Und bei den dortigen medizinischen Standards würde ich persönlich mir nicht wünschen, dort evtl. unters Messer zu müssen, weil die Schmerzen zu groß sind.

Ich will Dir keine Angst machen oder Dich entmutigen,wirklich nicht. Aber Deine Ärzte sagen, dass das Karzinom operabel ist. Frag doch mal, wieviele Leute hier froh wären, wenn Ihr oder das Karzinom eines nahen Angehörigen noch operabel wären. Vielleicht cancellest Du den Flug ja doch noch, lässt erstmal die Behandlung über Dich ergehen und genießt dann Venezuela? Auf jeden Fall wirst Du danach länger was davon haben.

Viele Grüße und alles Gute,

Uli

P.S.: Sorry wenn das jetzt ein wenig hart rüberkam, aber ich diese Diskussion mit meiner Mutter auch schon führen müssen. Ich werde einfach sauer, wenn man sich so einfach dem Feind ergibt!
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