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Alt 14.01.2006, 12:19
kersti1975 kersti1975 ist offline
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Standard AW: traurige Weihnachten, mein Vater ist so krank

hallo ihr lieben,
war gestern früh mal wieder bei meinem therapeuten. danach hatte ich mich entschieden allein zu meinem dad zu fahren, wollte vorher meine mutter abholen... jedenfalls bin ich dann allein ins krankenhaus, weil ich ihm das ein oder andere sagen wollte, mich bedanken etc. ihr wisst schon.
kam an, da lag er im bett. ich sollte bissl was erzählen, fing dann an und bedankte mich auch für etwas, dass er mir erst vor kurzem ermöglichte und merkte das er einschlief. ich saß dann ca. ne halbe std. an seinem bett. mittendrin wachte er auf und entschuldigte sich. dann kam sein mittagessen.
ich musste bissl aufpassen,dass er auch was isst. aber er nahm bloss paar löffelchen karottensalat zu sich.
ab diesem zeitpunkt war er nicht mehr richtig anwesend! er stocherte im essen rum, starrte aus dem fenster, die augen fielen ihm mittendrin wieder zu.. ich war immer bemüht, dass er noch etwas isst, oder sich wieder ins bett legt. ich meinte, mmmh schau mal leckerer kartoffelbrei. er meinte, ne das ist ein fischbrei.... dann war er fertig mit essen, ich räumte ab. er machte seinen spint auf und kramte die ganzen papiere raus. hatte drei servietten drinnen, die faltete er. er nahm mich gar nicht mehr wahr. dann kämmte er sich mit einer bürste die haare.. das macht er auch immer bei meiner mutter, dass er den spint mit den servietten ausräumt...
ich war bemüht noch bissl was mit ihm zu reden. ich meinte: ich muss dann noch für oma und opa einkaufen fahren. er fragte: für die eine oma oder die andere oma? ( seine mutter ist seit 10 jahren tot) soviel zu dem thema.
als ich dann meinte ich muss leider los. sagte er ich solle etwas erzählen. da mir nichts mehr einfiel, hatte ja schon alles vorher erzählt. sagte ich , dass bei mir ja auch ned viel neues gibt. dann meinte er bockig: dann halt nicht und als ich dann nochmal tschüss sagte. meinte er: dann schlaf mal gut.
auch nachmittag am telefon, meinte er es regnet in strömen draussen (stimmte nicht) und meine mutter muss heute ned kommen. er käme ja in zwei tagen raus. und die letzten male sei er immer mit dem lkw wieder heimgekommen....
aber er wusste dass ich vormittags da war. allerdings anscheinend nicht mehr von mittwoch...
ja, er lässt nun immer mehr nach! ist echt traurig. das letzte mal sprach ich richtig an silvester mit ihm. danach war es nicht mehr richtig möglich!
würde so gern nochmal mit ihm auf normaler basis reden. ich weiss ja nicht mal, ob er mich richtig registriert, oder was er denkt, ob er überhaupt noch was denkt?! er fehlt mir jetzt schon. gestern meinte er noch, ich hätte karten mitbringen sollen, dann hätten wir eine runde spielen können. er spielte ja so gern rommé. das letzte mal spielte ich mit ihm einen tag bevor er ins krankenhaus kam.. und wieder kullern die tränen... ich will nicht dass er geht. aber ich weiss ja auch, dass das momentan kein leben mehr für ihn ist. wenn er das gewusst hätte, was aus ihm mal werden würde...

liebe sandi das mit dem kind kann ich vollkommen verstehen! bei mir wars immer so, meine freundin und ich schoben das mit dem kinderkriegen jahr für jahr vor uns her. irgendwie wollten wir alle noch in urlaub fahren, weggehen, einfach frei sein. am 25.12. kam bei mir dann plötzlich der sinneswandel. ich meinte zu meinem freund, wir könnten doch langsam "starten". danach war ich ja auch ungewollt überfällig (hab bis jetzt noch nix, tests aber negativ - wohl der stress). nun lass ich gleich die pille weg und entweder es passiert oder eben ned. ich brauch momentan einen lebensinhalt, sonst weiss ich nicht, wie ich das überstehen soll!! auch mein therapeut meinte, die beste zeit kann man sich nicht aussuchen, kinder suchen sich manchmal ihren eigenen weg und ihre eigene zeit und kommen auf die welt. oder im krieg kamen auch kinder auf die welt.. weil ich mir eben auch nicht sicher war, ob der zeitpunkt momentan passend ist oder nicht.
auch deine beschreibungen zu deinem dad, könnten auf meinen treffen. immer wenns ihm gut ging, lebte er sein "altes" leben weiter. war ständig auf achse, war eher unnahbar. gings ihm schlecht, liess er gefühle uns gegenüber eher zu. manchmal fand ich das recht traurig, dachte er würde nach der diagnose etwas ändern und auch langsamer tun. auch über den tot sprachen wir nie. auch ich wollte das thema immer wieder verdrängen und traute mich nicht ihm gegenüber was anzusprechen. ich weiss ja auch, dass er nicht sterben möchte, egal wie schlecht es ihm geht!! und er meinte auch mal zu meiner mutter, " ich hätte nie gedacht, dass der opa mich mal überleben wird!" er wird dieses jahr 86!! auch fast so wie bei dir..meine mutter meinte gestern auch, ihm hat man nie angemerkt, dass er wohl noch eine begrenzte zeit zum leben hätte. er kaufte oft und viel ein, viele hemden, oder irgendwelche sachen, die meine eltern eigentlich gar nicht gebraucht hätten.

liebe sonne ich kann dich auch verstehen, dass du einerseits froh bist, dass alles hinter dir ist. kann ich echt verstehen, manchmal wünsche ich es mir auch. ständig unter druck, anspannung zu stehen. schrecklich!!
und stimmt, deinen zeilen strahlen wirklich viel kraft aus!!

bine tut mir auch schrecklich leid für euch, dass die nachrichten so negativ ausfallen. ich kann nachvollziehen wie es dir geht!! bin momentan auch sehr depri! ich drücke euch ganz fest!! auch die beschreibungen auf deinen dad, könnten auf meinen zutreffen. immer auf achse, egal wie schlecht es auch geht. unser einer wäre wahrscheinlich den ganzen tag im bett gelegen und hätte gejammert....
so, ich muss jetzt noch bissl was arbeiten
wünsche euch alles gute
liebe grüsse
kerstin
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