Thema: Stammtisch
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Alt 19.04.2006, 15:26
Andrina Andrina ist offline
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Standard AW: Stammtisch

hallo zusammen

bisher habe ich immer nur still mitgelesen, aber mich juckt es auch in den fingern schreiben tut wirklich sehr, sehr gut!

ich habe meinen über alles geliebten papi am 22. märz 2006 gehen lassen müssen. meine familie ist nebst meinem freund das wichtigste in meinem leben und besonders mit meinem papi hatte ich schon seit jeher ein sehr gutes und auch sehr inniges verhältnis. meine eltern haben sich 1971 kennen- und lieben gelernt, 1975 haben sie geheiratet und waren seitdem glücklich miteinander. meine schwester und ich haben mit ihnen eine schöne und unbeschwerte kindheit verbracht und auch später als erwachsene war es einfach toll und ich war immer sehr stolz ein teil dieser familie zu sein und so super eltern zu haben. ich weiss, das tönt alles wie in einem kitschroman "heile welt", aber so war es für mich und so sind auch meine vielen, schönen erinnerungen. seine krankheit hat uns alle umgehauen und mir meine unbeschwertheit geraubt und meine heile welt kaputt gemacht.

sein tod ist ein riesiger verlust für mich und ich vermisse ihn von tag zu tag mehr und bin unendlich traurig und manchmal auch sehr verzweifelt. doch ab und zu, an ganz guten tagen, bin ich irgendwo tief in mir drin auch dankbar für alles das war. leider, leider durft ich meinen papi nur knapp 27 jahre an meiner seite habe, aber viellicht ist es wirklich so, dass er mir in dieser zeit mehr geschenkt hat als andere viellicht jemals haben werden. jedenfalls hat er mir sehr viel mitgegeben und in vielen situationen weiss ich genau was er gesagt oder getan hätte.

noch sind wir ganz am anfang der trauerarbeit. meine mami hat es sehr schwer, denn sie hat ihre grosse liebe, ihren freund und gefährten, ihren fels verloren. ihre trauer kann man sicher nicht mit meiner oder derjenigen meiner schwester vergleichen, denn im gegesatz zu unserem leben, in dem sich nur ein teil veränderet hat, ist bei ihr alles anders geworden. es tut mir sehr weh sie so traurig und verzweifelt zu sehen, doch ich weiss, dass ich ihr ihren schmerz und ihre trauer nicht nehmen kann und sie alleine einen weg finden muss um ohne ihn weiterzuleben.

irgendwie lebt man einfach weiter... da gibt es diese "okay-tage" und die tage an denen es einem wirklich mies geht. ich habe mir einige bücher zum thema trauer bestellt, lese quer durch den krebs-kompass und schreibe oder unterhalte mich sonst darüber. ich könnte stundenlang von meinem papi schreiben oder sprechen und immer wieder fallen mir neue sache ein! ich brauche sehr viel ruhe und bin daher oft zuhause, ehrlich gesagt meistens auf dem sofa, und ich merke, dass es mich total nach draussen in die natur zieht. eigentlich bin ich sonst eher der typ, der viel unterwegs ist und auch öfters an parties oder in clubs geht, aber eben, im moment braucht meine seele ganz andere dinge.

ich wünsche euch allen noch einen schönen nachmittag und ganz viel ruhe und gelassenheit um all die unbedachten, unsensiblen Äusserungen, die doofen Sprüche, Weisheiten und Ratschläge zu ertragen!

liebe grüsse,
andrina
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