Guten Morgen an alle aktiven und passiven Stammtischler
Mein Freitag war gehühlstechnisch gesehen mal wieder eine Katastrophe. Mittlerweile geht es wieder, viele liebe Gespräche und das Gefühl, nicht alleine zu sein, ja, das hilft immer wieder.
Was mich tatsächlich irritiert ist nach wie vor dieses Auf und Ab. Immer, wenn ich denke, dass ich es "geschafft" habe, kommt der Schritt zurück, vielleicht nicht ganz an den Anfang, aber doch nochmal weit entfernt von einem : Mir geht es gut"
Eine liebe Freundin hat mir geschrieben und ich habe ihre Erlaubnis auszugsweise ihre Worte hier zu schreiben:
Zitat:
Oft fällt mir nichts ein, was ich unter "Betreff" schreiben könnte, nun hab ich wie ferngesteuert "das Leben geht weiter" geschrieben. Das sind nun genau die Worte, die man zum Erbrechen findet und es sind doch die Worte, die stimmen.
Es geht weiter das Leben, das soll, muß, kann und darf es. Man hat so viel Liebe, Treue und Sehnsucht nach dem der gegangen ist, in sich und man weiß nicht wohin damit. Das einzige was einem Halt gibt, das ist die Trauer. Sie ist nicht nur ein wildes Tier, das einem anspringt, sie hat viele Gesichter, auch hilfreiche und manchmal hab ich sie auch wie ein Korsett empfunden, das mich wohl einengt, mir aber auch Halt gibt.
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So hatte ich es bisher nicht gesehen. Einen Schritt zurückgehen, aufnehmen und erkennen, auch diesmal hat es mir wieder geholfen. @Briele

so oft hast du mir da wieder rausgeholfen mit deiner Einfühlsamkeit, deiner bedachten Ausdrucksweise, deinem Wissen...
Der Vergleich mit dem Korsett hat mir unheimlich gut gefallen. Es ist tatsächlich so, dass ich fühle, dass ich mir diesen Schmerz an manchen Tagen so bekloppt das sein mag, herbeisehne. Ich will meine Trauer um meinen geliebten Mann spüren, will fühlen, dass er noch da ist. Es ist die einzige körperliche Verbindung, die ich zu ihm noch haben kann, diesen Schmerz um ihn zu fühlen, wenigstens diesen Schmerz....
Ja, vielleicht ist das Tier sogar oftmals gar nicht so böse zu uns, auch wenn es sich so anfühlt. Bei mir taucht es auf, wenn ich das Gefühl habe, die Distanz zu Claus wird zu groß, er ist nicht mehr so präsent. Ob ich es dann rufe? Ob ich dann möchte, dass es mich nochmal fühlen lässt, dass mein Mann da ist, dass die Trauer um ihn nicht vorbei ist. Ob ich möchte, dass es mich zurückholt in mein gemeinsames Leben mit meinem Mann, das seit 19 Monaten nur noch aus diesem Schmerz besteht?
Nun, das Chaos im Kopf - es dauert halt noch an. Ich muss damit leben und ihr ertragt es hin und wieder mit mir, und das ist sehr hilfreich.
Meine Tochter ist gesund und munter am Ziel angekommen, die Anspannung in mir ist wieder verflogen, es geht mir wieder gut.
Das Denken und Grübeln das Schreiben und Lesen, alles hat mich mal wieder einen Schritt weiter gebracht.
Irgendwann, da bin ich ganz sicher, irgendwann bekomm ich auch mein Leben wieder in den Griff.
Ich wünsche euch allen einen erträglichen Sonntag. Wenn die Sonne auch nicht am Himmel scheint, möge sie in euren Herzen sein
LG
Andrea