AW: Stammtisch
Hallo Ihr Lieben,
gestern habe ich hier einen länglichen Beitrag verfasst, leider hatte ich im Anschluss technische Probleme und - weg war er.. .
Ich war eine Weile nicht hier, denn das Trauertier hat wieder zugeschlagen. Gerade hatte ich von "positiv sehen" gesprochen, und dachte, ich bin auf dem Weg raus aus irgendwelchen Löchern und hinein in den Sonnenschein. Da hat es mich angefallen. Einfach so, mitten am Abend, ich sass gerade über einem Möbelkatalog. Und dann ging es los, mit Tränen, Schluchzen und allem was dazugehört. Ich habe mich plötzlich so alleingelassen gefühlt, so "im Stich gelassen" - dabei gab es gerade in diesem Moment eigentlich keinen Anlass.
Manchmal ist einfach alles zuviel. Meine Großtante - sie ist einigermassen dement und lebt im Pflegeheim - hatte noch einen draufgesetzt. Sie hat sich beklagt, warum sie noch leben muss, wo doch ihre einzige Nichte und gute Freundin (meine Mama) schon gehen musste - aus ihrer Sicht ein "durfte". Ja, und jedes Mal wenn ich sie besuche (was ich nicht öfter als so alle 2 Wochen schaffe) denke ich - wie ungerecht die Welt doch ist. Sie liegt meist im Bett, kann inzwischen nicht mal mehr ohne Hilfe aus dem Becher trinken - und hat ausser mir und der Betreuerin die alle 6-8 Wochen kurz reinschaut niemanden mehr, der sie besucht - sie war die jüngste Schwester, die zweite Ehefrau (jaja, die jüngere....), was aus ihren Freunden wurde weiss ich nicht, wir haben uns früher nur auf den Geburtstagsfeiern meiner Oma gesehen.
Ich habe auch keine Kinder - ist das das Schicksal, das auch mir bevorsteht? Ist es das Wert, so alt zu werden? Ich weiss, dass meine Mama nie so alt werden wollte, wir haben meine Oma zuhause gepflegt als sie dement wurde - und meine Mama hat damals schon gesagt, dass ist nicht das Schicksal, dass sie sich wünscht - und hat mir das Versprechen abgenommen, sie unter solchen Umständen auf jeden Fall ins Pflegeheim zu bringen.
Wie wird es für mich ausgehen? Ich habe keine Kinder - und es wird wohl auch keine geben. Nichten habe ich nicht, Neffen wären da - aber ist es nicht eher ein Ding von Frauen, die Verwandschaft wenigstens gut im Heim unterzubringen?
Seltsame Gedanken an einem trüben Morgen...
Ich wollte eigentlich nette Sachen schreiben - wie ich mich freue, dass Du liebe AndreaS den Freitag rumgebracht hast und Dich hoffentlich endlich für die Tochter freust (jaja, Mütter machen sich halt immer Sorgen).
Andrina,
wir haben etwas gemeinsam - meine Mutter starb auch an einem 22., sie wurde auch an einem 22. geboren. Und glaube mir, das mit der Trauerarbeit - da gibt es kein "man sollte" oder "man müsste". Jeder muss seinen individuellen Weg durch das Labyrint finden.
Shalom,
es ist schön, dass es echte Beispiele für "das Leben geht weiter" gibt. Und ich glaube, eine der Grundvoraussetzungen für eine glückliche Beziehung ist, die Vergangenheit des anderen zu akzeptieren. Denn diese Vergangenheit ist es, die einen zu dem Menschen macht, der man ist - und der dem Gegenüber liebenswert erscheint.
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