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Alt 02.07.2006, 20:19
manu_k manu_k ist offline
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Ich sitze gerade vorm Laptop und weine, danke für eure lieben Worte, ich fühle mich sehr verstanden und das hilft mir.

Sanne, genau die gleichen erfahrungen habe ich mit Freunden gemacht und da sind die Freunde meines Liebsten auch nicht besser, auch wenn er es so nicht unbedingt sieht, aber auch darüber macht er sich keine Gedanken oder zumindest macht es den anschein.

es ist schon komisch dass eine "fremde Leute" verstehen udn die eigenen Leute überhaupt nicht, das macht einsam und missverstanden.
ihr habt halt die gleichen Erfahrungen und das macht uns zu einer Gemeinschaft, indem man die Gefühle und worte anderer versteht.


Wir haben viele schöne Momente und mir reicht auch oft was wir gemeinsam haben, doch momentan bin ich sehr verletzlich und es reicht mir nicht.
Wir lieben uns aber die Liebe muss von irgendwas leben.
Ich bin die letzten Tage still geworden, bin halt moralisch am Boden, hab auch auf nix Bock.
Seine Eltern haben sicherlich heute auch gemerkt dass ich anders bin aber da fragt keiner, wahrscheinlich wissen sie es aber wollen es nicht so wahrhaben, weil sie es halt auch nicht besser machen können. Sie erleben mich meistens auch als stark. Ich glaube die denken auch ich bin wegen irgendwas beleidigt. Seine mutter und ich sind uns auch nicht immer so grün.
Beim Spaziergang, hat mein Freund mich gefragt was los, dass hat mich sauer und traurig gemacht weil er es ja weiss, wir haben schon drüber gesprochen, einmal mehere Stunden mit viel geheule aber verändern konnte das auch nix, also was soll dieses ewige drüber sprechen weiter was bringen, es macht mich nur müde und am ende wird geheult weil man verzweifelt ist.
Wir haben etwas drüber gesprochen, er konnte mir natürlich nicht viel entgegenen weil er sehr hilflos ist und ich denke er macht sich Vorwürfe. Ich hab ihm gesagt dass er ja nix dafür kann. Es ist unser Schicksal, warum auch immer und wir müssen sehen, wie wir irgendwie damit klar kommen, nur momentan komme ich nicht damit klar.

achja, es wird schon wieder werden.
im august habe ich 2 wochen urlaub. ich will ein paar tage zu meinen eltern heim, ich würde meinen Freund auch gerne mitnehmen, aber wer weiss ob er dann dazu fit genug ist...ist ja auch eine lange fahrt.

es sind wirklich nur bestimmte sachen, die alles besser machen würden.
Wenn er das Tracheostoma nicht mehr bräuchte wäre vieles einfacher und wieder möglich und wir sind nunmal in einem Alter indem sex eine große rolle spielt und es war auch immer wichtig für uns, das sollte man ja wohl mal offen ansprechen, außerdem denke ich auch dass ihm die schmerzmittel eh alle lust geraubt haben aber dazu äußert er sich nicht weil es ihm sicher auch nicht leicht fällt... aber sehr unwahrscheinlich dass sich daran in naher zukunft etwas ändert und wir wieder ein Liebespaar sein können. er brauch sein stoma, es ist lebenswichtig udn schmerzfeiheit ebenfalls, gar keine Frage, es soll ihm doch so gut wie möglich gehen.
manchmal frage ich mich was wäre wenn er mich nicht hätte, geht dann alles den bach runter oder wäre er dann selbstständiger. weil ich an fast alles denken muss, von mir geht meist die initiative aus. wir haben schon mehrmals drüber versucht zu sprechen dass er mehr verantwortung übernehmen muss, so gut es halt geht, ich weiss auch nicht alles, der alltag muss weiter gehen, sachen müssen, beantragt und organisiert werden, aber er vergisst und verschlampt viel, es geht dann auch oft um geld.
ich bin der meinung dass es seinem selbstbewußtsein hilft wenn er wieder mehr verantwortung übernimmt aber es klappt zu selten.
er fragt mich auch sachen, die ein kind seine mutter fragen würde wenn es seine erlaubnis braucht(?)
das macht er nicht absichtlich. es ist halt sehr schwer.
es ist auch leichter für mich das alles einzufordern von ihm... ich weiss nicht wie ich wäre wenn ich in seiner situation stecken würde.
Ich muss aber auch ganz klar sagen, dass er mit seiner Krankheit sehr gut umgeht und stark ist, auch wenn das jetzt ein widerspruch ist, es gibt natürlich auch eine kehrseite der medaille und da kann sich jeder eine scheibe abschneiden, von seinem willen udn mut...ich bin sehr stolz auf ihn. wenn er nicht so stark wäre, wäre ich es auch nicht und umgekehrt.
er ist ein vorbildlicher patient.
es gibt 2 seiten, der krebs(die Krankheit) und der Alltag(das normal Leben)
Das eine meistert und erträgt er vorbildlich und das zweite bleibt dann schnell auf der strecke mit allen konsequenzen.
ich hoffe es erweckt nicht den eindruck ich würde ihn schlecht machen oder sowas?
Wenn es mir nicht gut geht mache ich ihm das leben noch schwerer, es ist ein teufelskreis und ich bin gewiss nicht immer fair zu ihm.

Atlan, du hast Recht, dass ich viel wertvolle Erfahrungen mache und gemacht habe... die möchte ich auch nicht missen, es ist ja nicht alles scheisse ;-)
Ich weiss dass mich das im Leben auch irgendwie weiter bringt und abhebt...ich weiss dass ich ein guter mensch bin und es hat alles einen Grund.

es kostet ihm alles sehr viel kraft, die er nicht hat, aber irgendwie muss es doch voran gehen?
ich wollte nie die hosen in einer beziehung anhaben, obwohl ich sehr dominant bin, ich war und bin für gleichstellung. trotzdem hab ich die hosen anbekommen, doch sie sind mir viel viel zu groß.

morgen ist ein neuer tag, nachmittags habe ich frei wegen schützenfest, das ist schön.

nochmal danke für eure antworten, ich bin sehr froh das forum zu haben.

liebe grüße,manu

Geändert von manu_k (02.07.2006 um 20:21 Uhr)
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